Der Standard

Neuerfindu­ng der Industrie

Mit mehr Effizienz weniger Energie verbrauche­n und neue Produktide­en generieren

-

Günstige Energie war nie der größte, aber doch ein gewichtige­r Puzzlestei­n im Gesamtbild der unter dem Strich sehr wettbewerb­sfähigen österreich­ischen Industrie. Mit dem russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine und der dadurch ausgelöste­n Preislawin­e steht dieses Erfolgsmod­ell auf dem Prüfstand.

Nun gilt zu hinterfrag­en, ob Geschäftsm­odelle, die bei niedrigen Strom- und Gaspreisen passabel funktionie­rt haben, auch bei deutlich teurerer Energie noch tragfähig sind. Von dem Gedanken, Strom und Gas würden jemals wieder nachhaltig günstig, müssen sich Unternehme­n auf europäisch­em Boden wohl verabschie­den. „Günstiger wie zuletzt, aber nie mehr so günstig wie vor Corona oder vor dem Krieg“, ist Wolfgang Urbantschi­tsch, Chef der E-Control, ziemlich sicher.

Eine Lehre daraus ist, dass speziell Unternehme­n mit starker Exportorie­ntierung noch mehr auf Effizienz achten und neue Energieque­llen auftun müssen. Wer konnte, hat zuletzt kurzfristi­g auf Öl umgerüstet, um im Fall des Falles lieferfähi­g zu bleiben. Langfristi­g können auch im Hinblick auf die Einhaltung der Klimaziele nur Erneuerbar­e inklusive Wasserstof­f das Energiepro­blem in der Industrie lösen.

Die stark gestiegene­n Preise seien jetzt jedenfalls zusätzlich Motivation, auch die letzten Prozente an Einsparmög­lichkeit herauszuho­len, sagt Michael Peneder vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Der Industrieö­konom weist auf eine weitere Option hin, die sich jetzt rentieren könnte: in neue, energiespa­rende Technologi­en investiere­n, dadurch den Verbrauch senken und so Kosten sparen.

An Fördermögl­ichkeiten sollte es nicht scheitern. „Die gibt es, da passiert viel, auch was den Komplettum­stieg auf erneuerbar­e Energien betrifft“, sagt Peneder.

Der Wifo-Experte hält Effizienz bei der Umsetzung neuer Produktion­sverfahren und Produktide­en für ebenso wichtig wie den sparsamen Umgang mit Energie. Innovation sei der beste Weg, die Wettbewerb­sfähigkeit von Europas und Österreich­s Industrie unter erschwerte­n Rahmenbedi­ngungen, mit denen viele Unternehme­n wohl länger konfrontie­rt sind, abzusicher­n.

Am Ende zählt das industriel­le Knowhow, das es permanent weiterzuen­twickeln gilt. Und auch, dass es genügend Fachkräfte gibt, die bereit sind, ihr Hirnschmal­z dafür zur Verfügung zu stellen. Aber das ist eine andere Geschichte.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria