Der Standard

Scholz ringt China mehr Druck auf Putin ab

Kanzler sprach auch Menschenre­chtsfrage an

- Florian Niederndor­fer derStandar­d.at/Internatio­nal

Nicht eben leise war vorab die Kritik am China-Besuch von Deutschlan­ds Bundeskanz­ler Olaf Scholz gewesen. Nicht nur die internatio­nalen Partner in Washington, Paris und Brüssel zeigten sich wenig erfreut über die heikle Reise zu heikler Zeit: Erst vor wenigen Tagen hatte Berlin die Beteiligun­g des Staatskonz­erns Cosco an einem Containert­erminal im Hamburger Hafen zugelassen.

Auch in der Heimat, sogar innerhalb von Scholz’ Berliner Ampelkoali­tion, hatte es rumort: Business as usual, stellte Außenminis­terin Annalena Baerbock von den Grünen klar, könne es angesichts der repressive­n Diktatur Xi Jinpings, der Berichte über Internieru­ngslager für die Uiguren und Chinas Allianz mit Russland nicht mehr spielen.

Der deutsche Kanzler war nicht nur der erste westliche G7-Regierungs­chef, der Peking seit Beginn der Covid-19-Krise besuchte, sein Termin war auch der kürzeste, den ein Kanzler – oder eine Kanzlerin – jemals absolviert hat. Anberaumt waren für Scholz’ Audienzen bei Premiermin­ister Li Keqiang und Präsident Xi Jinping gerade einmal elf Stunden. Im Gefolge des SPD-Kanzlers reisten auch die Vorstandsc­hefs von VW, BMW, BASF, Bayer, der Deutschen Bank und des ImpfstoffP­roduzenten Biontech nach China.

Druck auf Russland

Tatsächlic­h blieben die Mahnungen nicht ungehört: Menschenre­chte seien universell, der Hinweis darauf keine Einmischun­g in interne Angelegenh­eiten, erklärte Scholz auf einer Pressekonf­erenz mit Ministerpr­äsident Li ungewöhnli­ch direkt. Was die Uiguren betrifft, wolle er „im Austausch bleiben“. Chinas Drohungen gegen Taiwan wies Scholz zurück.

Vergleichs­weise deutlich wurde dann auch Gastgeber Li, als er vom Kanzler gebeten wurde, sich bei Russlands Präsident Wladimir Putin für ein Ende des Angriffskr­iegs gegen die Ukraine einzusetze­n: China hoffe auf ein „baldiges Ende“des Kriegs, denn „wir können uns keine weitere Eskalation leisten“.

Präsident Xi hingegen, der seine Macht erst vor wenigen Tagen auf dem KP-Parteitag zementiere­n hatte lassen, blieb allgemein: Man wolle die Zusammenar­beit mit Deutschlan­d ausbauen, erklärte er, eine nukleare Eskalation in der Ukraine sei nicht wünschensw­ert.

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