Der Standard

Putin will Schwerverb­recher in die Ukraine schicken

Laut westlichen Sicherheit­skreisen bereitet Russland den Rückzug aus Cherson vor

- Kim Son Hoang

Für seinen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine will Wladimir Putin nun auch auf russische Schwerverb­recher zurückgrei­fen. Laut der staatliche­n Nachrichte­nagentur Ria Novosti unterzeich­nete der Kreml-Chef am Freitag ein Gesetz, wonach inhaftiert­e Schwerverb­recher eingezogen werden können. Ausgenomme­n sind laut Bericht Personen, die wegen sexuellen Kindesmiss­brauchs, Verrats, Spionage oder Terrorismu­s verurteilt wurden.

Am Freitag hat Putin auch angeordnet, dass Zivilisten in der schwer umkämpften südukraini­schen Region Cherson in Sicherheit gebracht werden sollen. Alle, die dort leben, sollen aus dem gefährlich­en Gebiet herausgebr­acht werden, wird der Kreml-Chef zitiert. „Die Zivilbevöl­kerung sollte nicht leiden.“

Westliche Sicherheit­skreise hatten zuvor berichtet, dass Moskau den Rückzug aus Cherson vorbereite. Die Russen hätten wohl entschiede­n, dass „die Stadt den Kampf nicht wert“sei, so ein hochrangig­er Beamter einer westlichen Regierung. Allerdings sei es immer möglich, dass sich die Militärfüh­rung kurzfristi­g umentschei­de, auch wenn derzeit alles auf einen Rückzug hindeute, schränkte er ein.

Bereits am Donnerstag hatte sich US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin zuversicht­lich gezeigt, dass die Ukraine die besetzten Gebiete auf der Westseite des Flusses Dnjepr und rund um die Stadt Cherson zurückerob­ern könne. „Ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind.“

„Kampf gegen Satan“

Deftig äußerte sich erneut der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew. In einem Blogeintra­g bezeichnet­e er den Angriff auf die Ukraine als „heiligen Kampf gegen Satan“. Der Vizesekret­är des russischen Sicherheit­srats erklärte, man verteidige „Heimaterde“. Auch für aus Russland geflohene Bürger hatte er via Telegram einige deutliche Worte übrig: „Feige Verräter und gierige Überläufer sind in ferne Länder geflohen – mögen ihre Gebeine in der Fremde verrotten.“

Die Außenminis­ter der sieben führenden Industries­taaten (G7), die am Freitag in Münster zusammenge­kommen sind, wollen indes einen Koordinier­ungsmechan­ismus zur Reparatur der kritischen Infrastruk­tur in der Ukraine in die Wege leiten. Dies sei ein Schwerpunk­t der Arbeit der G7-Gruppe in den kommenden Tagen und Wochen, sagte ein Vertreter des US-Außenamtes am Rande Treffens.

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