Hoffnung auf Corona-Lockerung in China treibt Börsen an
Hoffnung auf eine Lockerung der strengen Null-Covid-Politik in China treibt die europäischen Aktienmärkte an. Beiträge in den sozialen Medien, die auf eine Lockerung der Corona-Politik in der Volksrepublik im März hindeuteten, hatten bereits die ganze Woche über für Optimismus gesorgt. Am Freitag gaben Äußerungen von Guang Zeng, dem ehemaligen chinesischen Chefexperten für Epidemiologie, den Hoffnungen zusätzliche Nahrung. Analysten zeigten sich allerdings skeptisch. „Das Gerücht über mögliche Experimente mit der Abkehr von der chinesischen Null-CovidPolitik ist ein ziemlich fadenscheiniger Vorwand für die Rally“, sagt Robert Carnell, INGChefvolkswirt für den Asien-Pazifik-Raum.
Unterschiedliche Signale kamen vom US-Arbeitsmarkt, wo im Oktober mehr Stellen geschaffen wurden als erwartet. Im vorigen Monat kamen demnach 261.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Oktober allerdings auf 3,7 von zuvor 3,5 Prozent. „Das ist ein gemischtes Bild“, sagte Jason Pride vom Vermögensverwalter Glenmede. Der robuste Arbeitsmarkt war einer der Faktoren, die es der US-Notenbank Fed ermöglichten, die Zinssätze unablässig anzuheben. Am Devisenmarkt legte der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich zu. Auch Rohöl war gesucht, der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent legte deutlich zu. Händler begründeten den Anstieg auch mit einer zu erwartenden Angebotsverknappung durch das geplante EU-Embargo auf russisches Öl. Gold und Bitcoin waren zu Wochenschluss ebenfalls gesucht.
Auf dem Aktienmarkt legte in Europa die Autobranche deutlich zu, besonders die Reifenhersteller Continental und Pirelli zeigten deutliche Kurszuwächse. Stark zeigten sich angesichts der Lockerungsgerüchte in China auch Luxuskonzerne LVMH oder Hermes. Gegen den Gesamttrend schwächelten Versorger. Zuvor hatte Enel bekanntgegeben, im laufenden Jahr weniger zu verdienen als bisher gedacht.
An der starken Wiener Börse verzeichnete Erste Group einen Kurssprung. Das Institut verdient nach eigenen Angaben gut, warnt aber vor „zunehmenden Herausforderungen“im Jahr 2023. Umsatzund Gewinnzuwächse nach neun Monaten bescherten Andritz ein ähnliches Kursplus. Bei Lenzing ging es zweistellig nach oben. Der Faserhersteller hatte am Vortag Zahlen gemeldet: Der Umsatz legte zu, aber der Gewinn litt unter drastisch höheren Energieund Rohstoffkosten.