Der Standard

Die Kraft und der Komfort

- Michael Völker

Ein SUV und dennoch ein Jaguar, wie ein Jaguar sein soll: ein ernstgemei­nter sportliche­r Anspruch und dennoch die Bequemlich­keit, wie man sie auf der langen Strecke sucht und braucht. In mäßigen Dosen sogar vernünftig: Der F-Pace lässt sich auch anstecken.

Ein fabelhafte­s Auto, um das gleich einmal vorwegzusc­hicken. Und auch die 404 PS werden hier nicht verdammt werden. Nicht, dass sie zwingend notwendig wären, aber es ist schön, sie zu haben, falls man sie einmal braucht. Und es hätte viel schlimmer kommen können: Den Jaguar FPace gibt es auch mit einem 5-Liter-V8-Kompressor. Wir aber sind in diesem Test mit einem Plug-in-Hybrid unterwegs, können uns auch rein elektrisch bewegen, das immerhin fast 50 Kilometer weit. Hier wird ein Vierzylind­er-Benziner mit einem Elektromot­or kombiniert, und zugegeben, das ist ein bisschen eine Mogelpacku­ng: In der Realität dominiert bei dieser Art von Hybridfahr­zeugen der Verbrenner. Wobei 5o Kilometer eine anständige Reichweite sind, da sollten sich alle Wege in der Stadt ausgehen, bis wir wieder eine Ladestatio­n ansteuern.

Um das auch anzusprech­en: Ist keine Ladestatio­n in der Nähe und Strom nicht mehr vorhanden, liegt der Verbrauch bei unter zehn Litern Benzin – nicht viel drunter.

Was diesen Jaguar so fabelhaft macht: erst einmal das Aussehen. Ein SUV, aber keiner von der Stange, sondern einer mit selbstbewu­sstem Auftritt, dynamisch, ohne angeberisc­h zu wirken.

Dann ist es die Kombinatio­n aus Komfort und sportliche­m Anspruch.

Die Bandbreite ist erstaunlic­h: ein wirklich luxuriöses, extrem bequemes Reisefahrz­eug für lange Strecken, die man erfrischt und quasi verjüngt hinter sich bringt. Dennoch ist es ein Jaguar, der sich scharf stellen lässt: ein straffes Fahrwerk, eine präzise Lenkung, ein unmittelba­r ansprechen­der Motor, eine gut abgestimmt­e Automatik von ZF mit acht Gängen – und gehörig Schub. Das maximale Drehmoment liegt bei 640 Newtonmete­rn, da braucht man den Vergleich mit Sportwagen nicht scheuen. Der Allradantr­ieb mag in Extremsitu­ationen helfen und vermittelt jedenfalls ein beruhigend­es Gefühl der Sicherheit.

Jaguar wird seinem Ruf gerecht, und das war nicht immer so. Neben Fahrspaß und Komfort passt auch die Qualität. Die Verarbeitu­ng des Wagens mit feinen Materialie­n ist bis in die kleinsten Details außerorden­tlich.

Aber es gibt natürlich auch was zum Meckern. Am auffälligs­ten: der kleine Kofferraum, der für einen Wagen dieses Ausmaßes eigentlich ein Witz ist. Das ist der Kompromiss, der der Plug-inTechnik und ihrem Platzbedar­f geschuldet ist.

Was uns überrascht hat: Die Freisprech­einrichtun­g ist ein Ärgernis. Das fällt besonders auf, wenn alles andere so gut sitzt. Und der Preis? Kann man natürlich darüber streiten. Um die 90.000 Euro, das ist stolz. Aber dafür bekommt man einen echten Jaguar. Mit der Anmutung und den Qualitäten eines Jaguars – ohne Abstriche.

 ?? ?? Der Jaguar F-Pace gehört natürlich auf die Straße, dort kann er seine Qualitäten entfalten. Aber ein Ausflug ins Gelände ist allemal drin.
Der Jaguar F-Pace gehört natürlich auf die Straße, dort kann er seine Qualitäten entfalten. Aber ein Ausflug ins Gelände ist allemal drin.

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