Medizin-Unis wollen Fähigkeit zur Empathie abtesten
Rektoren „überrascht“über politische Debatte darüber
Wien – Das Aufflammen einer intensiven Debatte über den MedizinAufnahmetest hat die Verantwortlichen an den Med-Unis überrascht. Das sagten die Rektoren der Medizin-Unis Wien und Innsbruck, Markus Müller und Wolfgang Fleischhacker, und die Vizerektorin der MedUni in Graz, Sabine Vogl, am Montag bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Ein Primar hatte vorgeschlagen, anstelle des Medizin-Aufnahmetests ein einjähriges Pflegepraktikum in einem Spital vorzuschreiben, bei Ländervertretern sorgte dies für ähnliche Ideen.
„Dieser intensive Fokus auf den Test ist meiner Wahrnehmung nach verzerrt“, sagte Rektor Müller am Montag. Fleischhacker sieht darin einen Versuch, den Med-Unis Verantwortung für gesundheitspolitische Probleme zuzuschieben. Vogl von der Med-Uni Graz führte aus, dass der Nachweis einer freiwilligen sozialen Tätigkeit als Studienvoraussetzung – wie im Zuge der Debatte von Ländervertretern vorgeschlagen – nicht sozial fair wäre. Laut Vogl kommt etwa ein Drittel der Studierenden aus niederen und ein Drittel aus mittleren sozialen Schichten sowie ein Drittel aus Akademikerhaushalten.
Die Unis haben einen Vorschlag ausgearbeitet, mit dem sie soziale Kompetenzen stärker abfragen wollen. Die Aufnahmetests gliedern sich aktuell in die Blöcke Basiskenntnis (Wissen über Chemie, Physik, Mathematik und Biologie), Textverständnis, Merkfähigkeiten und sozial-emotionale Kompetenzen. Die Gewichtung sei für alle Blöcke gleich stark, und das solle so bleiben. Die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, soll künftig aber intensiver abgefragt werden. Weiters geplant sei ein im deutschsprachigen Raum neues psychometrisches Testprozedere, in dem Empathiefähigkeit abgefragt wird. (spri)