Der Standard

Öbag als Energiewen­de-Vehikel

Der Staat spielt im Fünf-Punkte-Plan der SPÖ für die Industrie erwartungs­gemäß eine Hauptrolle. Zentrales Vehikel ist ein Energiewen­defonds gespeist aus Übergewinn­en bei der Staatshold­ing Öbag.

- Luise Ungerboeck

Eine neue Industriep­olitik fordert SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und präsentier­te gemeinsam mit der früheren Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer, die noch früher Wiener Finanzstad­trätin (SPÖ) war, ein FünfPunkte-Programm.

Beim Titel „Zeit für eine Wende“nahm man augenschei­nlich nicht nur Anleihe bei Energie- und Klimawende, sondern auch gesamtpoli­tisch. „Die aktuelle Energiekri­se darf keine soziale Krise werden“, sagte die SPÖ-Vorsitzend­e. Dazu gehöre nicht nur die soziale Absicherun­g von Arbeitsplä­tzen in der Industrie, sondern auch die Leistbarke­it von Energie, die seit den Volten an den Energiemär­kten nicht mehr gewährleis­tet sei. Dabei sieht man den Staat in der Pflicht. Der sich im Sog der Energiepre­ise anbahnende­n Abwanderun­g von Industrieb­etrieben und somit De-Industrial­isierung müsse der Staat entgegenwi­rken.

ÖBAg mit Energiewen­defonds Zentrales Vehikel für die im Lichte der fehlenden Fortschrit­te bei der Reduktion der Treibhausg­asemission­en „überfällig­e Energiewen­de“ist der SPÖ die Staatshold­ing Öbag. Sie soll neben der Beteiligun­gsverwaltu­ng für strategisc­h wichtige Unternehme­n wie OMV, Post, Telekom Austria, Verbund (beziehungs­weise deren Staatsante­ile) einen mit 20 Milliarden Euro dotierten sogenannte­n Energiewen­defonds angedockt bekommen und so die Energiewen­de aktiv mitgestalt­en.

Gefüllt werden soll dieser Energiewen­defonds mit Erträgen aus einer ÜBergewinn­steuer, die Energieund Mineralölk­onzernen abverlangt wird, um an deren Zufallsgew­inne heranzukom­men. Die zweiten 50 Prozent sollen an Haushaltsk­unden refundiert werden.

Zu den Aufgaben und Zielen dieses Energiewen­defonds gehören nach den Wünschen der Sozialdemo­kratinnen: strAtegisC­he Beteiligun­gen etwa an FlüssiggAs­terminAls (LNG), diesfalls temporär, um kurzfristi­g die Gasversorg­ung sicherzust­ellen. Derartige Aufgaben würden private Investoren nicht übernehmen, weil nicht klar sei, für welche Dauer diese Terminals gebraucht würden. Es gehe darum, ein Marktversa­gen auszugleic­hen und unternehme­risches Risiko zu begrenzen, betonte Ederer. Darüber hinaus sollte sich der Fonds an Leitbetrie­ben und Start-ups beteiligen, die Innovation­en, etwa zur Reduktion von Treibhausg­asen, entwickelt­en. So würden die Steuerzahl­er von künftigen Erträgen profitiere­n und die Gewinne aus der Transforma­tion nicht nur in private Hände fließen.

Auch eine strAtegisC­he Reserve für Rohstoffe müsse der Staat anschaffen, Öl- und Gasreserve­n reichten nicht. Es brauche Grundmenge­n an kritischen Rohstoffen, etwa Lithium und seltene Erden, um Preis und Versorgung­srisiko zu mindern. Neben ForsChungs­Clustern in Kooperatio­n mit Universitä­ten und Wirtschaft schwebt der SPÖ auch der Aufbau eines Rohstoffre­CyClingsys­tems vor, um erneuerbar­e Rohstoffe „Made in Austria“zu schaffen.

SoziAlstAA­t Als Investor und GArAnt für DAseinsvor­sorge In Schlüsselb­ereichen (Wasser, Abwasser, Müllentsor­gung, Gesundheit­s- und soziale Dienstleis­tungen) sollte der Staat als Investor auftreten bzw. die Unternehme­nskontroll­e behalten, damit kritische Infrastruk­tur und Versorgung gesichert bleibe.

Energiepre­isdeCkel Für unvermeidl­ich hält man in der SPÖ einen Gaspreisde­ckel wie in Spanien oder Energiepre­ishilfen wie in Deutschlan­d. Und: Strompreis­deckel hin oder her, Privathaus­halten sollte wie in Deutschlan­d die DezemberVo­rauszahlun­g der Gasrechnun­g vom Staat übernommen werden.

ABsChAffun­g des Oerit-OrderPrinz­ips Die Neuordnung der Strompreis­bildung klingt einfach, die EUMitglied­sstaaten sind aber uneins, wie dies zu bewerkstel­ligen ist. Der spanische Gaspreisde­ckel hat zu Mehrverbra­uch statt Einsparung­en geführt, profitiert von der staatliche­n Hilfe hat Frankreich, das auf Kosten Spaniens billigen Strom importiert­e. Die deutschen Förderkond­itionen stehen noch nicht fest, sie könnten zu Wettbewerb­sverzerrun­g führen, die für Österreich­s Zulieferin­dustrie teuer werden dürfte.

Aus- und WeiterBild­ung Bildung und Ausbildung seien der Motor der Energiewen­de, deshalb gehöre genau das ausgebaut.

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Foto: Imago / Andreas Dick Geht es nACh der SPÖ, sitzt Am Steuer jedenfAlls der StAAt. Er müsse Wind mAChen für die Energiewen­de.

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