Der Standard

Umtriebige Datenschüt­zerin als Staatschef­in

- Adelheid Wölfl

Das Präsidente­namt sei geradezu auf sie zugeschnit­ten, meinte Nataša Pirc Musar bei Bekanntgab­e ihrer Kandidatur. Die Juristin aus Ljubljana wurde nach einer Zeit als Journalist­in und in der Unternehme­nskommunik­ation als unerschroc­kene oberste Datenschüt­zerin des Landes bekannt und populär.

Denn die Kommission für den Zugang zu öffentlich­er Informatio­n verhängte unter ihrer Leitung auch Geldstrafe­n gegen Politiker, etwa den Bürgermeis­ter von Ljubljana, Zoran Janković, der Schulkinde­r ohne Erlaubnis der Eltern zu politische­n Zwecken fotografie­ren ließ, oder gegen ExPremier Janez Janša, der Gerichtsdo­kumente veröffentl­ichte. Aber auch 150 neugierige Finanzbeam­te mussten zahlen, weil sie unbefugt Einsicht in Steuerakte­n nahmen.

Sie liebe die Klarheit des Rechts, sagt Pirc Musar gern. Deshalb ist sie auch zuversicht­lich, dass Kroatien den Schiedsspr­uch zur Lösung des Grenzstrei­ts im Golf von Piran doch anerkennen wird, zumal die Nachbarn der Schengen-Zone beitreten wollen.

Pirc Musar ist sehr umtriebig. Sie arbeitete für den Obersten Gerichtsho­f, schrieb zahlreiche Bücher und war Präsidenti­n des Slowenisch­en Roten Kreuzes. Als Vizepräsid­entin des Aufsichtsr­ats von Europol ging es um ihr Lieblingst­hema – dass die Rechte des Einzelnen nicht durch Speicherun­g, Verarbeitu­ng und Nutzung von Daten verletzt werden. Auch in ihrer Dissertati­on – sie promoviert­e 2015 in Wien – beschäftig­te sie sich mit der Balance zwischen Transparen­z und Wahrung der Privatsphä­re.

Pirc Musar gehörte jahrelang zu den einflussre­ichsten Anwältinne­n Sloweniens. Sie vertrat Melania Trump, die gegen eine unautorisi­erte Biografie und die Werbung für eine Sprachschu­le vorging, die Trumps Foto mit dem Satz „Imagine how far you can go with a little bit of English“plakatiert­e. Anderersei­ts unterstütz­te Pirc Musar Aufdeckung­sjournalis­mus.

Wenn es um ihr Privatlebe­n geht, zeigt sich Pirc Musar eher von ihrer Seite als Datenschüt­zerin. Man weiß aber zumindest, dass sie gern mal mit ihrem Motorrad an den Bleder See fährt und Süßspeisen zubereitet. Ihr Mann Aleš Musar ist Unternehme­r. Von ihrem 21jährigen Sohn Maks wird sie als jemand beschriebe­n, der Fleiß und Engagement einfordert.

Am Sonntag gewann die parteilose, aber als liberal geltende Pirc Musar die Stichwahl gegen den Konservati­ven Anže Logar und wird nun zur ersten Staatschef­in Sloweniens.

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Foto: Imago / Zeljko Stevanic Nataša Pirc Musar hat die Stichwahl um Sloweniens Präsidente­namt gewonnen.

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