Technologie für den müden Körper
Exoskelette unterstützen im Handwerk durch Seilzüge oder Motoren
Sie werden angezogen wie ein Rucksack und sehen ein wenig aus wie ein Roboteranzug: Exoskelette. Ihren Ursprung haben sie in der Medizin, wo sie etwa querschnittsgelähmten Menschen dabei helfen, wieder gehen zu können. Inzwischen werden Exoskelette jedoch auch in weiteren Bereichen eingesetzt, zum Beispiel im Handwerk. Dort unterstützen sie Maler beim Ausmalen der Decke oder Monteure beim Heben einer Bohrmaschine. „Überall, wo ich meine Arme über lange Zeit oben halten muss, macht ein Schulterexoskelett Sinn“, sagt Gottfried Bauer von der Firma AWB, die Exoskelette unterschiedlicher Hersteller vertreibt. Das Exoskelett trägt das Gewicht der Arme, sobald man sie nach oben bewegt. „Man kann sie dann ohne Kraftanstrengung oben halten.“Aber auch beim Bücken, Heben oder Tragen kann die Technologie unterstützen. Dadurch ermüde man weniger schnell und mache weniger Fehler, meint Bauer.
Er erklärt, dass es zwei Arten von Exoskeletten gibt: aktive und passive. Aktive haben einen Motor eingebaut, man kann sie auf eine spezielle Tätigkeit programmieren. Passive Modelle – von denen mehr in Verwendung seien – haben weder Motor noch Akku, sondern Seilzüge. „Sobald ich meine Arme nach oben bewege, greift der Seilzug und trägt das Gewicht meiner Arme.“Dadurch sei die Arbeit nur etwa halb so belastend. Auch der Herzschlag verringere sich, „weil ich mich weniger anstrengen muss“. Benutzerinnen und Benutzer könnten das Maß der Unterstützung selbst einstellen. „Oft ist es so, dass man bei der dominanten Hand mehr einstellt, weil man dort das Werkzeug hält.“
Die Kosten für ein Exoskelett beginnen bei 250 Euro – für einen Stützgurt – und gehen bis zu 6000 Euro. Mehrere Hundert Firmen in Österreich hätten bereits Exoskelette im Einsatz, schätzt Bauer. Der Fertighaushersteller Hartl Haus etwa investierte vor zwei Jahren rund 30.000 Euro in Exoskelette für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind in der Produktion, der Montage und der Tischlerei im Einsatz.
Für Handwerker, die mit schweren Werkzeugen arbeiten, gebe es auch eine „Ironhand“, erklärt Bauer. Sie gleicht der Hand eines Superhelden in einem Science-Fiction-Film und entlastet durch ihren Motor angeblich den gesamten Arm.