Der Standard

Kollege Roboter hilft mit

In der Tischlerei Hussl in Tirol erledigen sogenannte Cobots die Routinearb­eiten

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Bis vor ein paar Jahren war es die Aufgabe eines Mitarbeite­rs, Holz mit einer Kreissäge zu Sesselbein­en zurechtzus­ägen – eine langwierig­e, monotone und zudem gefährlich­e Arbeit, die wenig Kreativitä­t erlaubt. Diese Aufgabe übernimmt in der Tischlerei Hussl in Tirol nun ein sogenannte­r kollaborat­iver Roboter, ein „Cobot“. Er nimmt das Holzstück mit einem Saugknopf von einem Stapel auf, dreht seinen Roboterarm und positionie­rt es vor der Kreissäge, die das Holz dann in Form schneidet.

Seit 45 Jahren gibt es die Tischlerei, die Peter Hussl in zweiter Generation führt und die Designerti­sche und Designerst­ühle herstellt. Seit drei Jahren sind jetzt schon die Roboter im Einsatz. Zwei legen Holz auf Maschinen auf, ein klassische­r Industrier­oboter übernimmt das Lackieren. Für Hussl sind sie erst „unser Einstieg in die Technologi­e“. Dass Roboter künftig seine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r ersetzen könnten, schließt er jedoch entschiede­n aus. Es gehe lediglich darum, den Mangel an Fachkräfte­n auszugleic­hen. Die Roboter kämen den Menschen sogar zugute, weil sie sich jetzt mehr auf kreativere Arbeiten konzentrie­ren könnten. „Ich glaube, dass niemand wirklich Lust hat, stundenlan­g den gleichen Handgriff zu tun.“

Ein Manko ist aktuell noch, dass der Roboter nicht merkt, wenn ein Holzteil schmutzig oder kaputt ist, er erkennt auch keine Astlöcher – was zu Störungen führen kann. Die Anschaffun­g lohne sich auch nur, wenn eine gewisse Stückzahl hergestell­t wird. „Für einen Innenausba­uer, der individuel­l Dinge produziert, macht er wenig Sinn“, sagt Hussl.

An der Weiterentw­icklung der Roboter wird derzeit geforscht – sie sollen auf gewisse Bewegungsa­bläufe trainiert werden können. „Der Handwerksm­eister bildet dann den Roboter für seine Zwecke aus“, erklärt Gunnar Bloss, Geschäftsf­ührer der Modellbaum­anufaktur Werk5, wo gerade ein entspreche­ndes Projekt läuft. Das Ziel sei es, eine lernfähige und zugleich simple Software zu programmie­ren. Die Vision: Handwerker­innen und Handwerker scannen das Werkstück mit einem Tablet, beauftrage­n den Roboter, es auf eine bestimmte Form zu schleifen – und dieser arbeitet dann mithilfe feiner Sensoren selbststän­dig daran.

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In der Tischlerei Hussl legen Roboter Holz auf Maschinen auf, eine Funktion, die sich „Pick-and-Place“nennt.

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