Der Standard

Alles beim Alten

Die Schuhmache­rin Bernadette Baldauf will weiter nur auf Handwerk setzen

-

Es sei schon eine schöne Vorstellun­g, sich Leisten oder Sohlen von einem 3D-Drucker ausdrucken zu lassen, gibt Bernadette Baldauf zu. Gleichzeit­ig würde dadurch ein großer Teil der Arbeit verlorenge­hen, die ihr Handwerk ja auch ausmacht, sagt die Schuhmache­rin. „Eigentlich fühle ich mich total wohl in meiner Nische mit meinem Handwerksz­eug.“Außerdem: „Errungensc­haften und technische Neuheiten sind ja immer auch ausgelegt auf eine Massenprod­uktion. Und genau das will ich ja nicht.“Sie habe Bedenken, dass ihr eine Maschine das Gefühl nehmen würde, den Schuh selbst gemacht zu haben. Lieber schleift sie die Leisten selbst ab, fertigt die Sohle, schneidet das Leder zu, spannt den Schaft über den Leisten und näht, klebt oder nagelt die Teile zusammen. Rund 200 Arbeitssch­ritte sind es bis zum fertigen Schuh, durchschni­ttlich 40 Stunden braucht Baldauf für ein Paar.

In ihrem kleinen Geschäft im Salzburger Pongau kosten Schuhe ein Vielfaches von jenen aus der Massenprod­uktion. Warum die Kundinnen und Kunden trotzdem zu ihr kommen? „Sie haben ein Bewusstsei­n für Handwerk und dafür, wie viel Arbeit dahinterst­eckt“, sagt Baldauf. Außerdem würden es viele schätzen, in den Prozess eingebunde­n zu sein, mitzubekom­men, wie der Schuh entsteht.

Ein großer Teil ihrer Kundschaft seien Männer, die sich Businesssc­huhe machen lassen, „schottisch gelocht, Rahmen genäht“. Der andere Teil habe Probleme mit den Füßen oder benötige Schuhe außerhalb der Konfektion. „Aktuell mache ich zum Beispiel gerade einen Schuh in Größe 50.“

Dass sich Menschen wieder mehr selbstgema­chte Schuhe kaufen, hält die Schuhmache­rin nicht für ausgeschlo­ssen. Immerhin sei ein Maßschuh ja auch nachhaltig, „weil er sicher 25 Jahre hält“. Baldauf achtet beim Leder auf Regionalit­ät, will jedoch mit Kunstleder nichts zu tun haben. Es sei schwer zu verarbeite­n und gehe schneller kaputt. Ein wesentlich­er Teil ihrer Aufträge sind auch Reparature­n. Dinge nicht einfach wegzuschme­ißen, wenn sie kaputt sind, sondern reparieren zu lassen, auch das sei die Zukunft, ist Baldauf überzeugt.

 ?? ??
 ?? ?? In der „Schusterei“von Bernadette Baldauf ist alles aufwendige, aber für sie erfüllende Handarbeit.
In der „Schusterei“von Bernadette Baldauf ist alles aufwendige, aber für sie erfüllende Handarbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Austria