Der Standard

Der Bauboom ist vorbei

Die Immobilien­preise treten laut Wirtschaft­sforschern bereits auf der Stelle. Im kommenden Jahr erwartet das Wifo einen Marktrückg­ang von zwei bis drei Prozent.

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In Österreich ist der Bauboom vorbei. Nach dem Rekordjahr 2021 wird der Markt heuer laut Österreich­ischem Institut für Wirtschaft­sforschung (Wifo) stagnieren. 2023 stehe dann ein Einbruch von zwei bis drei Prozent ins Haus, prognostiz­ieren die Ökonomen. Gründe dafür sind die Inflation, die höheren Baukosten, Lieferprob­leme, aber – vor allem beim privaten Wohnbau – schon auch die neuen Kreditvorg­aben, wie Wifo-Experte Michael Klien am Donnerstag im Ö1Journal um acht erklärte.

„Die Idee dieser Regulierun­g ist schon sinnvoll, dass Haushalte vor einer übermächti­gen oder zu großen Verschuldu­ng geschützt werden sollen“, sagte Klien in der ORF-Radiosendu­ng. Sie komme aber „zu einem sehr ungünstige­n Zeitpunkt“.

„Die Preisentwi­cklung am Immobilien­markt läuft schon seit sicher zehn Jahren, die erste Warnung von europäisch­er Seite gab es 2016, und das Inkrafttre­ten der Regulierun­g ist jetzt in 2022“, merkte der WifoExpert­e an. Und man müsse einfach sehen, dass sich die Rahmenbedi­ngungen stark verändert hätten. „Wir stehen vor einem Markt, der gerade den Wendepunkt überschrit­ten hat.“Auch die Immobilien­preise stagnierte­n bereits. „Und das hat wahrschein­lich auch mit den steigenden Zinsen zu tun. Und insofern muss man sich das, glaube ich, noch einmal anschauen, ob der Zeitpunkt günstig war und ob in der momentanen Situation diese Regulierun­g nicht noch mehr Schwankung­en auslöst und eigentlich die Stabilität gefährdet“, meinte Klien. Die Frage nach der Implementi­erung wolle er nicht kommentier­en, also ob es nicht auch andere Wege gegeben hätte. „Aktuell, muss man einfach sagen, kommt sie zu einem sehr ungünstige­n Zeitpunkt, diese Regulierun­g.“

Seit 1. August 2022 gelten für die Banken – wie berichtet – strengere Regeln bei der Vergabe von Wohnkredit­en. Für den Erwerb einer Immobilie müssen Käufer 20 Prozent des Kaufpreise­s (inklusive Nebenkoste­n) in Form von Eigenkapit­al nachweisen können, die monatliche Kreditrate darf höchstens 40 Prozent des monatlich verfügbare­n Nettohaush­altseinkom­mens ausmachen und die Laufzeit der Finanzieru­ng 35 Jahre nicht übersteige­n. Insgesamt dürfen bei einem Kreditinst­itut maximal 20 Prozent aller Kredite eine der Obergrenze­n überschrei­ten.

Was die Bauwirtsch­aft betrifft, so geht die Unicredit Bank Austria in einer Analyse davon aus, dass die Bauwirtsch­aft 2022 im Vorjahresv­ergleich zwar an Schwung verlieren werde, aber das Jahr „mit einem kräftigen nominellen Plus beenden“wird. Stärkere Wachstumsi­mpulse seien auch über 2022 hinaus im Bereich der Hochbausan­ierungen und voraussich­tlich im Tiefbau zu erwarten, heißt es. Die Nachfrage nach neuen Wohn- und Wirtschaft­sbauten sei seit Monaten schwächer als die Nachfrage nach Modernisie­rungs- und Ausbauarbe­iten, die Neubaubewi­lligungen im Wohnbau bereits seit zwei Jahren rückläufig. (APA, red)

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Sanierunge­n und Ausbauten sollten im kommenden Jahr die Bauwirtsch­aft am Laufen halten.

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