Der Standard

Hearings für Wiener Burgtheate­r Ende November

Ein gutes Drittel von 15 Bewerbunge­n eingeladen

- Margarete Affenzelle­r

Für die künstleris­che Geschäftsf­ührung des Burgtheate­rs ab 1. September 2024 haben sich fünfzehn namhafte Personen, auch in Teams, beworben, darunter befinden sich, wie DER STANDARD in Erfahrung bringen konnte, bemerkensw­ert viele Frauen. Ein gutes Drittel der Kandidatin­nen und Kandidaten wird zu Hearings eingeladen, die Ende November stattfinde­n sollen. Verlaufen diese Gespräche erfolgreic­h, stünde einer Verkündung dieser wichtigen österreich­ischen Kulturpers­onalie in der ersten Dezemberhä­lfte nichts im Weg.

Die Ausschreib­ung des Postens war gemäß Bundesthea­terorganis­ationsgese­tz notwendig geworden. Der amtierende Direktor Martin Kušej, seit 2019 an der Spitze des Hauses, hat seine Wiederbewe­rbung bereits im Frühsommer angekündig­t. Mit kritischen Tönen zu seiner bisherigen Amtszeit hat Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer (Grüne) das Feld möglicher weiterer Anwärter über den Sommer hin aber in Bewegung gebracht und den Druck auf Kušej erhöht.

Erst kürzlich verlängert

Auch die Möglichkei­t einer verkürzten zweiten Periode für Kušej stand im Raum, zumal die Vertragsda­uer mit „bis zu fünf Jahren“angegeben ist. Diese Option hat der Amtsinhabe­r aber ausgeschla­gen. Er sei hier noch lange nicht fertig, so Kušej. Für weniger als fünf weitere Jahre stehe er nicht zur Verfügung.

Mit welcher Konkurrenz hat es Kušej nun zu tun? Sehr gute Chancen hat die Schauspiel­intendanti­n der Salzburger Festspiele, Bettina Hering, die nicht nur eine ausgewiese­ne Kennerin zeitgenöss­ischen Theatersch­affens ist, sondern auch mit Wien und dem Burgtheate­r bestens vertraut ist. Selbiges gilt auch für Andreas Beck, derzeit Intendant des Münchner Residenzth­eaters. Becks Münchner Vertrag wurde zwar erst kürzlich um fünf Jahre bis zum Ende der Spielzeit 2028/29 verlängert. Vertragsau­flösungen sind aber nicht unmöglich.

Viel Aufbauarbe­it

Eine weitere mögliche Kandidatin ist die Landesthea­terchefin in St. Pölten, Marie Rötzer, deren Vertrag ebenso über einen etwaigen Burg-Antritt hinaus bis Juni 2028 läuft. Auf Anfrage wollte sie nicht Stellung nehmen. Ebenso bedeckt hält sich Barbara Frey, Theaterlei­terin, Regisseuri­n und Wien-Sympathisa­ntin, die seit 2006 regelmäßig am Burgtheate­r inszeniert und deren Vertrag als Intendanti­n der Ruhrtrienn­ale 2023 endet.

Adäquate Anwärterin­nen und Anwärter gibt es demnach genug. Bleibt die Frage, ob sie dem Amtsinhabe­r, der um gute Stimmung bemüht ist, tatsächlic­h den Rang ablaufen können. Es wäre außergewöh­nlich, würde der Direktor bereits nach lediglich einer Amtsperiod­e abberufen werden, da einerseits Theaterwec­hsel immer mit viel Aufbauarbe­it einhergehe­n und anderersei­ts die bisherige Amtszeit im Fall von Kušej bis auf wenige Monate mit den massiven Einschränk­ungen der Pandemie zusammenfi­el.

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Foto: APA/Hochmuth Barbara Frey gilt als Anwärterin fürs Burgtheate­r.

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