Atelier Kintsugi und Urushi
An einem kleinen Schaufenster in der Strozzigasse stehen bunte Vasen und Schüsseln, die mit feinen goldenen Linien überzogen sind. Bei genauerer Betrachtung wird schnell klar: Die Goldlinien sind mehr als bloß Zierde, sie halten die vormals gebrochenen Stücke zusammen – eine Technik, die Kintsugi heißt. „Kintsugi ist Jahrhunderte alt und kommt aus Japan. Wörtlich übersetzt bedeutet es: etwas mit Gold oder Metall zusammenfügen“, erklärt Yamuna Valenta. Sie hat die Technik viele Jahre lang in Tokio und Kioto studiert, wo sie 2019 promovierte. Hinter Kintsugi steckt die Idee, dass ein Stück schöner wird, wenn es zerbricht und ausgebessert wird – trotz der sichtbaren Risse. Das Unvollkommene wird nicht versteckt, sondern künstlerisch betont.
Anfang November eröffnete die 36-Jährige ein Atelier im achten Wiener Bezirk. „Wir haben einfach viel zu viel Zeug. Es muss mehr repariert werden. Meine wichtigste Agenda ist momentan, dass die geplante Obsoleszenz aufhört“, sagt die Wienerin. Durch ihre Kintsugi-Arbeit will sie einen Beitrag dazu leisten. Im Atelier wird zerbrochene Keramik vom Häferl bis zur Vase repariert. Auf dem alten Schreibtisch liegen Scherben und bruchstückhafte Schüsseln. „Ich habe gerade begonnen, auch Schmuck und kleine Kunstobjekte zu machen“, erzählt die studierte Produktdesignerin.
Valenta bietet auch Workshops an, in denen Interessierte die Kintsugi-Technik selbst lernen können. Der Prozess dauert, ist im Grunde aber simpel. Das Zerbrochene wird mit Urushi-Lack geklebt und mehrere Wochen lang getrocknet. Die Fehlstellen werden aufgefüllt und geschliffen, dann wird das Gold aufgetragen. „Man braucht eigentlich nicht viel, nur Zeit“, sagt Valenta.
Atelier Kintsugi und Urushi: Reparatur zerbrochener Keramik mit Urushi und verschiedenen Finishings von Zinn bis Gold, Kurse zum Erlernen der Urushi- und Kintsugi-Technik, Strozzigasse 27, 1080 Wien, +43 650 242 1569, jeden zweiten Mo. 10–16 Uhr, Fr. 14–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr sowie nach Vereinbarung, kintsugi.wien