Korrespondenten
Keine Story ist das eigene Leben wert
Auslandsberichterstattung ohne großes Korrespondentennetz? Für den STANDARD wäre das undenkbar, wir brauchen sie einfach, unsere knapp 40 Korrespondentinnen und Korrespondenten. Egal ob Birgit Baumann (Berlin), Thomas Mayer (Brüssel), Maria Sterkl (Jerusalem), Stefan Brändle (Paris), Adelheid Wölfl (Sarajevo), Sebastian Borger (London), Sandra Weiss (Puebla), Karl Doemens (Washington), Sarah Mersch (Tunis) oder Reiner Wandler (Madrid): Sie und alle weiteren „Korris“sind unsere – und Ihre – Augen und Ohren in der Welt.
Mit vielen von ihnen stehen wir wöchentlich, mit einigen sogar täglich in Kontakt. Wir besprechen Themen, entwickeln Storys, binden sie in unsere Planung ein. Wie covern wir ein Thema? Führen wir ein Interview? Schreiben wir ein Feature? Oder einen Kommentar?
Aus budgetären Gründen ist es internationaler Usus bei Medien unserer Größe, sich manche Korrespondentinnen und Korrespondenten mit anderen Verlagen zu „teilen“. So schreiben u. a. Dominik Straub (Rom), Martin Fritz (Tokio) und Daniela Prugger (Kiew) auch für deutsche, Schweizer oder Südtiroler Medien, nicht aber für österreichische Zeitungen. Beide Seiten haben etwas davon: Wir können ein großes Netz spannen, die Korrespondenten haben oft mehr als nur einen Abnehmer für ihre Arbeiten.
4000 Kilometer one way
Sie alle recherchieren vor Ort, bereisen regelmäßig „ihre“Region. Das kann etwa im Fall von Johannes Dieterich, unserem Mann im südafrikanischen Johannesburg, zu immensen Distanzen führen: Für eine Reportage aus Äthiopien sind mehr als 4000 Kilometer fällig – und zwar one way. Natürlich kommt es in einem solchen Fall zur Kostenteilung mit unseren Partnermedien. Und wenn eine Reise zum Beispiel auf Einladung einer NGO erfolgt, so wird das aus dem Text jedenfalls deutlich.
Natürlich sind nicht nur wir, sondern auch unsere Kolleginnen und Kollegen im Ausland ihren jeweils lokalen politischen Interessenlagen ausgesetzt; und bekanntlich herrschen nicht überall vorbildliche menschen- und medienrechtliche Gegebenheiten. Oft ist es nicht möglich, sich gefahrlos im Land zu bewegen und journalistisch zu recherchieren. Daniela Prugger, Klaus Stimeder und Denis Trubetskoy haben es in der Ukraine schon seit Monaten mit teils sehr gefährlichen Situationen zu tun; und Jo Angerer muss in Russland auf die besondere rechtliche Lage Rücksicht nehmen, wenn er über die „russische Spezialoperation“im Nachbarland berichtet.
Für sie, aber auch für alle anderen, gilt: Bloß kein sinnloses Risiko eingehen. Keine Story rechtfertigt eine Gefährdung oder Beeinträchtigung der persönlichen Sicherheit. Gianluca Wallisch