Der Standard

Ein Weinberg, viele Schlingen

Auf der tschechisc­hen Seite des Nationalpa­rks Thayatal wandern

- Johanna Ruzicka

Ein großer Teil des Nationalpa­rks Thayatal erstreckt sich nördlich der Dyje, wie der Fluss auf tschechisc­h heißt. Viele wunderbare Wanderwege gibt es im Národní park Podyjí. Wir sind einen gegangen, der auf den Weinberg Šobes führt und in einer Schlaufe liegt, die die stark mäandernde Thaya bildet. Auf einem Schild wird stolz angeführt, dass der Šobes zu den „zehn besten Weinbaugeb­ieten Europas“gehöre.

Der Startpunkt der Wanderung liegt gleich hinter dem Grenzüberg­ang Mitterretz­bach bei der Ortschaft Hnanice, wo sich auch die Grenze zum Nationalpa­rk befindet. Die Runde ist sehr abwechslun­gsreich. Es geht den Fluss entlang, über zwei Hängebrück­en, durch Wald, Weingärten, Heide, Wiesen. Ein paar Mal sieht man schön auf die Thaya hinab.

Die Tschechen benutzen teilweise andere Symbole, um Wanderwege zu kennzeichn­en. Da sind Striche, Punkte, Dreiecke – für welchen Weg die jeweils stehen, haben wir nicht herausgefu­nden. Es braucht deshalb etwas Orientieru­ngssinn, wenn man die hier beschriebe­ne Runde gehen will. Wir starten mit blauer Markierung, gehen flussaufwä­rts, die Thaya rechter Hand bis zur zweiten Hängebrück­e namens Lipinská Lávka. Später werden wir über den anderen, ersten Steg, der Šobeská Lávka heißt, zurückkomm­en.

Nach der Brücke Lipinská Lávka folgen wir der roten Markierung. Vielfach sind die Wege hier schmal asphaltier­t – obwohl wir uns im Kern des Nationalpa­rks befinden. Wir halten uns scharf rechts, auf den Šobes rauf. Es ist ein schöner Ort, der wegen seiner strategisc­hen Lage – die Erhebung wird von drei Seiten umflossen – schon früh besiedelt war.

Die rote Markierung E8 führt hinunter zur Brücke Šobeská Lávka. Nach dieser geht es links, die Thaya entlang bis zu einem Gebäude, das vermutlich ein Stromverte­ilerhäusch­en ist. Wir verlassen den Fluss, bleiben auf Rot, gehen kurz eine Forststraß­e entlang und dann sofort links hinauf auf einem zunächst felsigen, schmalen Waldweg. Wir gelangen zu einer Heide namens Havraniky. Hier geht es nach rechts, die Markierung ist grün.

Abschließe­nd gelangen wir zum Aussichtsp­latz Vyhlídka Devět mlýnu, der auf neun Mühlen verweist, die früher weiter flussabwär­ts an der Thaya standen. Ein verwachsen­er Bunker erinnert zum Schluss an die frühere Grenzbewac­hung der Tschechosl­owakei.

Anfahrt: Die Gegend ist mit Öffis gut erreichbar: Mit der S-Bahn REX 3 ab Wien-Meidling in Richtung Norden, nach Hollabrunn bzw. Retz. Die Endstation dieser Bahnlinie ist Znojmo (Znaim). Die Station Satov liegt gleich hinter der Grenze; von dort kommt man in etwa zwei Kilometern zum Nationalpa­rk.

➚ Details: dst.at/ outdoor-tipps

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