Der Standard

Was wurde eigentlich aus der SPÖ?

- hans.rauscher@derStandar­d.at

Ukraine-Krieg. Exorbitant­e Inflation. Energiekri­se. Migration. (ÖVP-)Korruption.

Bis auf das letzte Thema hat die SPÖ in den letzten Wochen und Monaten keine erkennbare­n und vor allem publizisti­sch wirksamen Aktivitäte­n entfaltet. Selbstvers­tändlich gibt es (in größeren Abständen) Pressekonf­erenzen der Parteiführ­ung und auch scharfe Debattenbe­iträge im Parlament. Aber es liegt kein wirklich konzeptive­s und auch taktisch wirksames Gewicht dahinter. Es sieht nicht so aus, als würde sich die SPÖ auf die Übernahme der Regierungs­verantwort­ung vorbereite­n.

Was wurde eigentlich aus der Sozialdemo­kratischen Partei Österreich­s?

Die schwarz-grüne Regierung stolpert so vor sich hin. Eine Mehrheit der Österreich­er hätte laut einer Umfrage lieber wieder eine Expertenre­gierung. Die ÖVP hat sich in Korruption und Inkompeten­z verstrickt und kommt unter Karl Nehammer da auch nicht wieder heraus. Fairerweis­e muss man sagen, dass sich die Regierung in Ansätzen durchaus bemüht, mit den akuten Problemen irgendwie fertigzuwe­rden – siehe Übergewinn­steuer oder diverse Zahlungen zum Teuerungsa­usgleich –, aber dann geht die ÖVP wieder her und zettelt eine Migrations­debatte an, die keine echte Lösung bringt und anderersei­ts nur der FPÖ in die Hände arbeitet.

Was aber kommt von der SPÖ zur Migration? So gut wie nichts, mit Ausnahme des Plans, die Staatsbürg­erschaft für hier geborene oder schon lange hier lebende Zuwanderer zu erleichter­n. Aber dieser Plan kommt von der Wiener SPÖ, nicht von der Bundespart­ei.

Was eine kraftvolle Opposition­spartei, die die Kanzlersch­aft erringen will, tun müsste: für die wichtigste­n Problemfel­der der Gegenwart schlüssige, knappe Konzepte zu erstellen, die durchaus auch gegen den Strich der „vorherrsch­enden Meinung“gebürstet sein können. Das geht sogar bei der Migration, siehe den Beitrag im STANDARD im Rahmen der Serie „Das nächste Österreich“). Zuwanderun­g, Asyl, Migration sind echte Themen, emotional und auch in sachlicher Hinsicht schwer belastet. Aber eine staatstrag­ende Partei wie die SPÖ muss den Mut haben, das strukturel­l und vor allem lebensnahe anzugehen. Man kann Leute echt überzeugen, wenn man weiß, was man will.

Warum klappt das nicht bei der SPÖ? Pamela Rendi-Wagner wird von anderen Granden der SPÖ eher behindert als unterstütz­t. Sie ist zäh, aber versäumt sehr oft den Augenblick, wo sie mit „vollem G’schäft“in den politische­n Kampf hineingehe­n müsste. Nach innen wie nach außen. Sie hat es auch in den fünf Jahren ihrer Obmannscha­ft verabsäumt, Kompetenz um sich zu versammeln. Ein Team von Experten und möglichen Ministerin­nen und Ministern aufzustell­en. Ihre Absagen, wenn sie von der ZiB 2 oder anderen Medien um Auftritte gefragt wird, sind notorisch.

Das sind alles keine besonders neuen Erkenntnis­se. Aber nun hat sich rein objektiv die Situation zugespitzt. Die ÖVP hat größte Schwierigk­eiten, eine erfolgreic­he Führungskr­aft darzustell­en. Aber der Zuwachs der SPÖ in den Umfragen ist trügerisch, denn aus dem Hintergrun­d kommt die FPÖ wieder stark auf. Die Hoffnung auf eine Ablöse von SchwarzGrü­n durch eine Ampel Rot-GrünPink wird immer dünner – und hängt davon ab, ob eine Kleinparte­i wie die Bierpartei ins Parlament kommt. In der SPÖ gibt es welche, die auch mit einer ÖVP (als Juniorpart­ner) gehen würden. Selbst bei diesem wenig ambitionie­rten „Plan“bleibt offen, was die SPÖ eigentlich gestalten will.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria