Schluss mit der Feigheit
Die Neutralität wurde uns von den Russen vorgegeben. Das spricht nicht gegen die Neutralität, wird aber gerne vergessen. Österreich tut so, als ob das eine aktive, bewusste Entscheidung gewesen wäre, was nicht stimmt. Mittlerweile haben wir uns gemütlich in der Neutralität eingerichtet und sie liebgewonnen. Das ist sehr typisch Österreich: wegducken, raushalten, durchtauchen. Sich nicht deklarieren, nirgendwo anstreifen. Dem Konflikt aus dem Weg gehen. Die Neutralität, so wie wir sie anwenden, ist in erster Linie eines: feig.
Österreich versucht mit einer Tarnkappe durch die weltpolitischen Unwegsamkeiten zu steuern. Aber gerade der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat gezeigt, dass Österreich nicht neutral ist, nicht neutral sein kann und es hoffentlich auch nicht sein will. Wir stehen an der Seite der Ukraine und beziehen klar gegen den Aggressor Position. Das ist nicht neutral, das ist eine anständige und aufrechte Position.
Österreich verlässt sich auf die Staaten, die es umgeben. Irgendwer wird uns schon beschützen. Das ist unredlich. Österreich soll sich deklarieren, sich einbringen und aktiv an einem Bündnis teilnehmen. Das muss nicht zwangsläufig die Nato unter amerikanischer Dominanz sein. Das wäre im Idealfall ein europäisches Bündnis, das auf eine gemeinsame Verteidigung, ein gemeinsames Heer, eine gemeinsame Strategie setzt. Das gibt es noch nicht, aber Österreich könnte alles tun und seinen Beitrag leisten, um dort hinzukommen – und dabei das unpassend gewordene Deckmäntelchen der Neutralität abstreifen.