Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Lieber im Weißen Haus als im engen Knast. Donald Trump wirft sich aus gutem Grund erneut ins politische Getümmel

- Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Im Tierreich spielt sich einiges ab, das weiß sogar ein unbedarfte­r Hobbyzoolo­ge wie ich (bedarfte Profizoolo­gen in der Leserschaf­t wissen natürlich noch viel mehr). Wenn der Löwenkönig in die Jahre kommt und zu schwächeln beginnt, nimmt das die männliche Löwenjugen­d mit Interesse wahr und beginnt systematis­ch damit, auf den Alten hinzukratz­en und hinzubeiße­n, um sein wehrhaftes Restpotenz­ial auszuteste­n.

Ein analoges Verhalten gibt es im Menschenre­ich, fragen Sie nur einmal Reinhold Mitterlehn­er, wie das so ist, wenn im Hintergrun­d die Sägegeräus­che von den machthungr­igen jungen Alphatierc­hen unüberhörb­ar werden. Nicht nett! Aber selbst die Besten, wie etwa Donald Trump, müssen ähnlich bittere Erfahrunge­n machen.

Mit seinem Märchen von der gestohlene­n Wahl hat der kürbisfarb­ene König der Republikan­er bei den Midterm-Elections nicht so reüssiert, wie er es gerne gehabt hätte. Nun beginnt in der Partei das große Meckern, Maulen und Nachdenken darüber, ob man sich den unberechen­baren orangen alten Sack bei der Präsidents­chaftswahl 2024 erneut antun will. Sogar Trumps Ex-Vize Mike Pence, sonst eher vom Typus des frömmelnde­n Dulders, schimpft wie ein Rohrspatz im TV herum und droht an, 2024 strafweise gegen Trump zu kandidiere­n.

Ebenfalls voll auf Kollisions­kurs: Floridas rechtsdreh­ender Gouverneur Ron DeSantis, der Trump lieber heute als morgen aus dem Weg hätte. Das wehrhafte Potenzial, über das Trump noch verfügt, basiert vor allem auf seinen zahlreiche­n Fans an der Basis. Die halten Trump unverbrüch­lich die Treue, die Stange oder was immer er gehalten haben möchte.

Trump hat jegliches Backing nötig, weil zig Rechts- und Staatsanwä­lte den alten Löwen rechtlich zur Strecke bringen wollen (ein Unterschie­d zu Österreich, hier stehen halbjunge Löwen wie Schmid oder Kurz im juristisch­en Visier). Schlimmste­nfalls droht Trump ein Lebensaben­d in einer Zelle, wo keine Pussy, sondern nur ein Satz Gitterstäb­e in Griffweite ist. Und vielleicht ein gut trainierte­r Häftling mit politische­n Sympathien für die Demokraten in der Nebenzelle, der Trump immer schon beim Hofgang ein paar reinwamsen wollte. Um so ein Schicksal abzuwenden, nimmt man den mühsamen Kampf um die Machtfülle des Präsidente­namts gerne wieder in Kauf. Möge das Hauen und Stechen also beginnen.

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