Der Standard

Gewaltpräv­ention im Job ist Führungsau­fgabe

Ab 25. November werden wieder bekannte Gebäude orange beleuchtet, um Bewusstsei­n für Gewalt gegen Frauen zu stärken

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„Blaue Flecken“auf der Seele sind zwar nicht sichtbar, aber nicht minder schmerzhaf­t. Daher ist Gewalt im Arbeitsumf­eld ein sehr wichtiger Faktor, den Führungskr­äfte im Blick haben müssen. Die Internatio­nale Arbeitsorg­anisation (ILO) definiert Gewalt am Arbeitspla­tz als „eine Handlung oder ein von angemessen­em Benehmen abweichend­es Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt, verwundet wird“.

Schon diese Definition zeigt, dass die unterschie­dlichen Formen, die Gewalt annehmen kann, eine große Herausford­erung darstellen. Verbale Übergriffe, sexuelle Belästigun­g bis hin zu Handgreifl­ichkeiten sind leider nach wie vor Realität. Eine vom Institut für empirische Sozialfors­chung (Ifes) heuer im Auftrag der Gewerkscha­ft GPA durchgefüh­rte Studie liefert dazu Evidenz: Über die Hälfte der Befragten hat in den letzten zwei Jahren verbale Übergriffe erlebt und 15 Prozent sexuelle Belästigun­gen.

Fast die Hälfte der Betroffene­n regelt diese Dinge selbst, ungefähr ein Drittel aber sucht die Unterstütz­ung der Arbeitgebe­r.

Das Eingreifen in akuten Fällen am Arbeitspla­tz ist wichtig. Ziel muss aber sein, solche Situatione­n im Vorfeld zu verhindern. Der Schwerpunk­t für Unternehme­n muss daher in der Etablierun­g präventive­r Maßnahmen liegen. Betrieblic­he Regelungen, oft zum Beispiel im Verhaltens­kodex festgeschr­ieben, müssen auch gelebt werden. Gerade die Vorbildwir­kung von Führungskr­äften ist dabei ein wesentlich­er Erfolgsfak­tor, der unabhängig von Unternehme­nsgröße und Branche wirksam wird.

Ein gutes Betriebskl­ima gründet sich auch auf das Vertrauen der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in die Unterstütz­ung der Führungskr­äfte im Umgang mit Gewalt.

Bewusstsei­n für dieses Thema zu schaffen ist auch eine gesellscha­ftliche Aufgabe, das betrifft und fordert uns alle.

„Orange the World“– 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, eine Kampagne, die jährlich weltweit von UN Women durchgefüh­rt wird, soll den Weg zu null Toleranz für Gewalt ebnen. Durch das orange Beleuchten von prominente­n Gebäuden zwischen 25. November und 10. Dezember wird das Anliegen sichtbar gemacht.

ANDREA ROCKENBAUE­R ist Unternehme­nsberateri­n, Lektorin und Vortragend­e sowie Koordinato­rin von Soroptimis­t Internatio­nal Austria für Orange the World. Davor war sie Leiterin der Konzernrev­ision in der Energie AG Oberösterr­eich.

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Foto: HO Andrea Rockenbaue­r, engagiert bei Soroptimis­t Austria.

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