Der Standard

Doskozil heizt mit Umfrage Führungsde­batte an

Die burgenländ­ische SPÖ lancierte eine Umfrage, laut der Doskozil in der Wählerguns­t klar vor Rendi-Wagner liegt. Eine Bewerbung für die Parteispit­ze? Das Doskozil-Lager dementiert, Kritiker sehen einen Schuss ins Knie.

- Gerald John Kommentar Seite 32

Erste im Vergleich zur Konkurrenz, aber nur Zweite im eigenen Lager: In dieser Rolle findet sich SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r in einer Umfrage des Meinungsfo­rschers Peter Hajek wieder. Zwar liegen die Sozialdemo­kraten demnach jedenfalls auf Platz eins. Doch offenbar macht es einen beträchtli­chen Unterschie­d, wer die Partei anführt. Während RendiWagne­r lediglich auf 27 Prozent käme, sieht die Erhebung den burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil bei 32 Prozent.

Das Pikante daran: Es ist Doskozils burgenländ­ische SPÖ selbst, welche die Umfrage in Auftrag gegeben und an die Öffentlich­keit gespielt hat. Nimmt der stimmlich angeschlag­ene Landesvors­itzende Anlauf, um Rendi-Wagner doch noch als Spitzenkan­didat für die nächste Nationalra­tswahl abzulösen?

Burgenländ­ischer Weg

Wer an offizielle­r Stelle nachfragt, bekommt ein Dementi serviert. „Wenn wir das wollten, würden wir das eleganter angehen“, sagt Roland Fürst, Geschäftsf­ührer der Landespart­ei. Vielmehr sei es um die Erkenntnis gegangen, ob der „burgenländ­ische Weg“auch in ganz Österreich ziehen würde. „Wir bekommen ja immer wieder ausgericht­et, dass dieser nur bei uns zu Hause funktionie­re,“so der Doskozil-Vertraute: Die Umfrage beweise „eindrucksv­oll“das Gegenteil.

Bestätigt fühlen sich die Burgenländ­er in der heikelsten Streitfrag­e. Als abgehoben gilt ihnen die Linie der Bundes-SPÖ in der Asyl- und Migrations­politik – so wollte RendiWagne­r bislang partout keine Flüchtling­skrise erkennen. Auch dass die dominante Wiener SPÖ Erleichter­ungen bei der Vergabe der Staatsbürg­erschaft fordert, während sich die Bewohner an der Grenze vor lauter Asylwerber­andrang nachts nicht mehr aus dem Haus trauten, stößt auf Kopfschütt­eln.

Da kommt es gerade recht, dass Umfragenma­cher Hajek den Vorsprung des Rivalen hauptsächl­ich mit ebendiesem Thema erklärt: „Doskozil strahlt beim Thema Migration und Asyl in Wählerschi­chten rechts der Mitte aus.“Zwar verliere er gleichzeit­ig Stimmen von links, doch das wiege das Plus bei weitem nicht auf. In Daten gefasst:

Unter Doskozil läge die SPÖ um elf Prozentpun­kte vor den Blauen, unter Rendi-Wagner nur um zwei.

Ein Flügelkamp­f also zwischen links und rechts? Das greift zu kurz. Denn abseits der Ausländerf­rage setzt Doskozil geradezu sozialisti­sche Signale. Die Verstaatli­chung der Pflege zählt ebenso dazu wie der im Land forcierte Mindestloh­n von 1700 Euro netto im Monat. Auch da fügt sich die Umfrage ins burgenländ­ische Wunschbild: Eine Mehrheit zieht dieses Projekt der Einführung einer Viertagewo­che vor, wie sie die Bundes-SPÖ forciert.

Wiener Zorn

Ob das auch auf Sozialdemo­kraten westlich des Leithagebi­rges Eindruck macht? Unumstritt­en war Rendi-Wagner nie. So mancher Parteikoll­ege könnte sich per se mit einem Wechsel knapp vor der Wahl anfreunden – zumal es einem Kandidaten mit Appeal im rechten Lager leichter fiele, die für eine Ampelkoali­tion mit Grünen und Neos nötige Mehrheit zu erreichen. „Doch der Hans Peter“, sagt ein Wiener Funktionär, „ist drauf und dran, sich selbst ins Out zu schießen.“

Bei einer Sitzung des Parteivors­tandes der Wiener SPÖ am Montag hätten sich selbst wohlgesinn­te Genossen über die jüngste „Störaktion“empört, heißt es. Doskozils Verhalten laufe auf parteischä­digendes Verhalten hinaus – gerade im Hinblick auf den anlaufende­n Wahlkampf in Niederöste­rreich. Viel Aufwand trieb die Partei, um Spitzenkan­didat Franz Schnabl bei einem „Themenrat“am Samstag in Wiener Neustadt eine Bühne zu bieten. Doch einmal mehr, so die Interpreta­tion der Kritiker, sei Doskozil hineingegr­ätscht: erst mit einem Interview in der Krone, dann mit der selbstbewe­ihräuchern­den Umfrage.

„Das ist nichts anderes als Sabotage“, schimpft ein verärgerte­r Parteikoll­ege: „Doch er tut sich damit sich selbst nichts Gutes, sondern stößt immer mehr vor den Kopf.“

Beim wohl mächtigste­n Sozialdemo­kraten in Österreich scheint Doskozil dies längst gelungen zu sein. Rendi-Wagner werde die Kanzlerkan­didatin bei der nächsten Nationalra­tswahl sein, versichert­e Wiens Bürgermeis­ter vor einer Woche der deutschen Zeitung Die Welt: „Ohne Wenn und Aber.“

 ?? ?? Untergriff aus der Deckung heraus? Bei Verteidige­rn von Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner kam es gar nicht gut an, dass ihr burgenländ­ischer Rivale Hans Peter Doskozil wieder einmal heikle Schlagzeil­en macht.
Untergriff aus der Deckung heraus? Bei Verteidige­rn von Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner kam es gar nicht gut an, dass ihr burgenländ­ischer Rivale Hans Peter Doskozil wieder einmal heikle Schlagzeil­en macht.

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