Preisdruck lässt etwas nach
In Deutschland sinken erstmals seit zwei Jahren die Produzentenpreise. Das könnte auf eine Stabilisierung an der Preisfront deuten, denn in der Regel kommt das auch bei den Haushalten an.
Es ist ein kleiner Lichtblick in der Teuerungskrise: Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren gesenkt. Die Erzeugerpreise gaben um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. „Dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020“, so die deutschen Statistiker.
Die Entwicklung nährt die Hoffnung, dass die starke Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreichen könnte. In Deutschland lag die Teuerung im Oktober bei 10,4 Prozent, in Österreich mit elf Prozent noch höher. Die Erzeugerpreise könnten ein Indikator dafür sein, dass zumindest der Plafond erreicht ist: In der Statistik werden die Preise ab Fabrikstor geführt – noch bevor die Produkte verarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben.
Wobei die letzten verfügbaren Daten für die Erzeugerpreise hierzulande vom September sind. Der
Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat lag da noch bei knapp über 22 Prozent, gegenüber dem August ein Plus von 0,8 Prozent.
In Deutschland war der Anstieg im September mit 2,3 Prozent noch höher. Der Rückgang kommt nach Einschätzung von Fachleuten durchaus überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem erland neuten Zuwachs von 0,9 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate auf 34,5 Prozent ab, nachdem es im August und September mit jeweils 45,8 Prozent die höchsten Anstiege seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gegeben hatte. Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene sind in Österreich ebenso wie in Deutschdie stark gestiegenen Preise für Energie.
Umso positiver werden die aktuellen Daten der deutschen Statistiker kommentiert: „Ein spektakulärer Preisrückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen“, urteilt LBBW-Ökonom JensOliver Niklasch. „Vielleicht das erste Signal eines gewissen konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks.“Das Minus komme vorrangig durch den Kostenrückgang für Großverbraucher zustande. Manche von ihnen fahren auch die Produktion zurück. Die Rohstahlproduktion ist im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,4 Prozent auf 3,1 Millionen Tonnen geschrumpft.
Mit einer echten Entspannung in Sachen Preisauftrieb (in Österreich) rechneten jüngst die Fachleute der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) auch im kommenden Jahr nicht. Angebotsengpässe sowie die dynamische Entwicklung bei den industriellen Erzeugerpreisen würden bei Industriegütern ohne Mitberücksichtigung der Energie für einen anhaltenden Preisdruck sorgen, hieß es jüngst in einer Inflationsprognose. (Reuters, rebu)