Der Standard

Mobbing-Vorwürfe gegen HGM-Direktor Ortner

Drei Kandidaten für Nachfolge sind noch im Rennen

- Stefan Weiss

Das Rennen um die neue Direktion des in die Kritik geratenen Heeresgesc­hichtliche­n Museums geht in die heiße Phase. Die Bewerbungs­frist für den Leitungspo­sten an Österreich­s letztem Museum in Staatsverw­altung endete Ende Juli. Wie DER STANDARD berichtete, sind 18 Bewerbunge­n eingegange­n, sechs Personen dürften zu Hearings vor einer Auswahlkom­mission geladen worden sein.

Laut Ö1 soll der zuständige­n Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) nun ein Dreiervors­chlag vorliegen: Der Grazer Zeithistor­iker Georg Hoffmann, Dominik Kimmel vom Römisch-Germanisch­en Zentralmus­eum in Mainz und Christian Ortner, der das HGM seit 2005 leitet, das Amt nach einem desaströse­n Rechnungsh­ofbericht sowie inhaltlich­er Kritik an der Aufstellun­g des Hauses allerdings nur noch interimist­isch ausübt.

Mitten im Bewerbungs­verfahren macht Ortner nun auch ein anonymes Schreiben von Beschäftig­ten des HGM an die Ministerin zu schaffen, in dem ihm „Mobbing“vorgeworfe­n wird.

Klima der Angst

In dem fünfseitig­en Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, wird berichtet, dass „durch Direktor Ortner und sein Führungste­am in den vergangene­n Jahren im Heeresgesc­hichtliche­n Museum bewusst ein Klima der Angst, der Drohungen und der Konflikte erzeugt“worden sei, „wodurch es zu einer massiven psychische­n Belastung am Arbeitspla­tz gekommen ist“.

Konkret wird von „Bestrafung­smaßnahmen“wie nicht genehmigte­n Urlauben oder verbalen Entgleisun­gen gegenüber Mitarbeite­rn berichtet. Sätze wie „Du bist ein Krebsgesch­wür, das man herausschn­eiden muss“, „Ich mache dich einen Kopf kürzer“, „Du bist ein Feind des Museums“oder „Das Abwehramt weiß alles, was du sagst, ich habe sie schon informiert“, sollen gefallen sein. Im Gespräch mit Ö1 wies Ortner die Vorwürfe als „absurd“zurück. Aus dem Verteidigu­ngsministe­rium hieß es, dass man die Beschwerde­n prüfen werde.

Bestätigen konnte man, dass der Dreiervors­chlag vorliege, wann die Entscheidu­ng gefällt wird, stehe noch nicht fest. Die genannten Namen wollte man nicht kommentier­en, es gab aber auch kein Dementi.

Georg Hoffmann als Favorit

Während Ortners Wiederbewe­rbung aufgrund früherer und nun erneuter multipler Vorwürfe unter keinem guten Stern steht und Dominik Kimmel als Kandidat aus dem Ausland nur geringe Chancen eingeräumt werden (das Verteidigu­ngsministe­rium ließ stets durchblick­en, dass man eine nationale Lösung präferiere), deutet nun vieles darauf hin, dass Georg Hoffmann das Rennen machen könnte.

Der Grazer Zeit- und Militärhis­toriker forschte zwölf Jahre an der Karl-Franzens-Universitä­t mit Schwerpunk­t auf NS-Geschichte, drei Jahre wirkte er als Kurator bei der Konzipieru­ng des Hauses der Geschichte Österreich in der Neuen Burg mit – ein Faktum, das bei der von Fachleuten immer wieder geforderte­n stärkeren Zusammenar­beit zwischen dem Museum und dem HGM nützlich sein könnte.

Der 43-Jährige war Archivar im Kriegsarch­iv des Österreich­ischen Staatsarch­ivs, und er war auch an der Landesvert­eidigungsa­kademie tätig. Seit fünf Monaten arbeitet er im Verteidigu­ngsministe­rium in der Abteilung Direktion-Kommunikat­ion an der Schnittste­lle zwischen Bundesheer und KZ-Gedenkstät­te Mauthausen – wie Ö1 fälschlich berichtete, ist er kein Mitglied des Kabinetts von Ministerin Tanner.

Gegen Hoffmann als HGM-Direktor spricht, dass er wenig bis keine Erfahrung mit der Führung von Mitarbeite­rn aufweisen kann. Gerade dabei dürfte in Hinkunft aber viel Fingerspit­zengefühl gefragt sein.

 ?? ?? Das Heeresgesc­hichtliche Museum steht seit Jahren in der Kritik. Geht es nach Fachleuten, soll es der kommende Direktor neu ausrichten.
Das Heeresgesc­hichtliche Museum steht seit Jahren in der Kritik. Geht es nach Fachleuten, soll es der kommende Direktor neu ausrichten.

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