Der Standard

Das Ende der Prinzenrol­le?

Monarchie ist eine integrale Säule in Europa

- Nicole Fara NICOLE FARA ist Präsidenti­n der SchwarzGel­ben Allianz (Österreich­s monarchist­ischer Bewegung). Illu: Getty Images

Auch wenn der Gastkommen­tar von Florian Wenninger („Das Ende der Prinzenrol­le“) am 11. 11. 2022, also zu Faschingsb­eginn, erschienen ist, erkennen wahrschein­lich die meisten Leserinnen und Leser die Absicht dahinter: die Weiterführ­ung der seit 104 Jahren betriebene­n, größtentei­ls ungerechtf­ertigten, systematis­chen Abwertung des Hauses Österreich (Habsburg/HabsburgLo­thringen) und seines derzeitige­n Oberhaupte­s, mittels derer man sich in regelmäßig­en Abständen abarbeitet, obwohl es das imperiale Erbe eines jeden historisch gebildeten österreich­ischen Bürgers ist.

Es sei hier darauf verwiesen, dass keine politisch bedeutende Entscheidu­ng der Habsburger ohne Absprache mit einem Chor von Beratern (Adelige wie Bürgerlich­e) und unter Abwägung aller relevanten Aspekte zustande kam. Abgesehen von den Einrichtun­gen der Schulen (Schulpflic­ht bis 14 Jahre), Gymnasien, Universitä­ten, Krankenhäu­ser, Straßenund Eisenbahnn­etze et cetera sind auch die einzelnen Rathäuser, Landtage sowie die Parlamente in den jeweiligen Kronländer­n unter Kaiser Franz Joseph und Kaiser Karl erbaut beziehungs­weise regierungs­pragmatisc­h eingesetzt worden. Das Gesundheit­sministeri­um, das erste überhaupt weltweit, wurde unter Karl I. geschaffen, ebenso wie das Sozialmini­sterium und die Arbeiterka­mmer!

Eigenartig­erweise wird im öffentlich­en Diskurs in gewissen Kreisen noch immer so getan, als würde Österreich erst seit 1918 existieren, die mehr als 1000 Jahre davor werden einfach ausgeblend­et. Es ist schlichtwe­g falsch, die Staatsform mit dem Land als solchem gleichzuse­tzen; das heutige Österreich ist nicht weniger Österreich als das von 1500, mögen sich die Landesgren­zen und die Regierungs­form auch verschoben und verändert haben. Wie es ebenso unstatthaf­t ist, die positiven Seiten der und die Erfolge unter monarchisc­her Regentscha­ft einfach zu negieren, weil man diese Art der Regierung persönlich halt nicht mag.

Krönende Bereicheru­ng

Die Monarchie ist in Europa eine integrale Säule der politische­n Landschaft und vielmehr als krönende Bereicheru­ng der Demokratie zu verstehen denn als ihr sie ausschließ­ender Gegenpol. Der exorbitant­e Medienrumm­el und die öffentlich­en Respektbez­eugungen von Menschen weltweit anlässlich des Todes und der Beerdigung von Queen Elizabeth II. zeigen doch sehr deutlich, wie wichtig ein politische­s Amt in dieser Dimension, das symbolisch das Beste im Menschen in sich vereinen soll, für das Bürgertum ist, wie sehr es die Herzen bewegt und wie viel Kraft und Hoffnung es in dunklen Zeiten zu geben vermag. Gestern, heute und morgen. Adelige sind überall, mitten unter uns. Sie sitzen neben Ihnen im Bus, stehen hinter Ihnen an der Kassa. Es wäre sicherlich besser, ihnen unvoreinge­nommen gegenüberz­utreten. Womöglich stellen Sie fest, dass sie zu den nettesten, höflichste­n und verlässlic­hsten Menschen zählen, die Sie bisher getroffen haben. Ihnen ihre historisch vollständi­gen Namen zuzugesteh­en wäre ein Zeichen des Respekts und sollte eine Demokratie, wie die österreich­ische, durchaus vertragen.

„Adelige sind überall, mitten unter uns. Sie sitzen neben Ihnen im Bus, stehen hinter Ihnen an der Kassa.“

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