2. Die Preise rasseln in den Keller
In Ländern wie Irland oder Spanien ist es in den 2000er-Jahren passiert: Dort sind nach Jahren der Spekulation Immobilienblasen geplatzt und die Preise stark gesunken. Hierzulande ist eine solche Entwicklung aber eher unwahrscheinlich, eine Blase will am Immobilienmarkt nämlich niemand erkennen. Die Immobilienverschuldung mache derzeit 33 Prozent des BIPs aus, damit liege man unter dem Niveau Deutschlands und der Eurozone, argumentiert Matthias Reith von Raiffeisen Research, auch die Arbeitslosenrate deutet derzeit auf keine aufziehenden Wolken hin.
Auch, dass es derzeit kaum Notverkäufe durch Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern gibt, die ihre Raten nicht mehr zurückzahlen können, spricht gegen Szenario Nummer zwei. Eine solche „erzwungene Angebotsausweitung“sei für deutliche Preiskorrekturen aber notwendig. Michael Klien betont, dass solche Notverkäufe nur der letzte Ausweg sind und vorher bei allen anderen Ausgaben zurückgeschraubt wird. Auch die Zinsentwicklung spielt hier eine Rolle. Mit zeitlicher Verzögerung könnten manche also durchaus noch ins Straucheln kommen.
Denn etwas mehr als fünf Prozent der Haushalte gelten laut der Oesterreichischen Nationalbank als vulnerabel, also finanziell leicht verletzbar. Diese Haushalte haben zwar mehr Konsum- als Wohnkredite. Doch ein Zinsplus von nur einem Prozent samt der Inflation von zehn Prozent lässt den Anteil der vulnerablen Haushalte auf über sechs Prozent steigen. Die aktuellen Zinserhöhungen treffen daher viele, hinzu kommen ja noch die hohen Energiekosten. Der Anteil variabel verzinster Kredite liegt in Österreich
bei 47 Prozent und damit weit höher als im Euroraum mit knapp 20 Prozent. Diese Kredite sind von den Zinsanstiegen voll betroffen.
Aber zumindest derzeit gibt es eben noch keine Anzeichen, dass sich hier Probleme anbahnen. „Und wenn es keine markante Krise gibt, werden nicht viele Menschen jetzt zum ungünstigen Zeitpunkt ihre Immobilien verkaufen“, sagt Klien.