3. Die Preise stagnieren
Für die meisten befragten Experten das wahrscheinlichste Szenario: Die Preise stagnieren beziehungsweise sinken in manchen Teilen des Landes sogar leicht. Das hört man jetzt bereits von Maklerinnen und Maklern. Michael Klien vom Wifo vergleicht die aktuelle Situation mit den 1990er-Jahren. Damals kam es aufgrund einer geplanten Weltausstellung in Wien zu massiver Spekulation – und danach landesweit zu einem Abschwung am Markt.
Fünf bis sechs Jahre habe es dann im ganzen Land stagnierende Preise und teilweise sogar leichte Rückgänge gegeben, damals seien sogar die Bodenpreise leicht zurückgegangen. Ab 2002 und 2003 sind die Preise dann wieder gestiegen.
Auch beim Entwickler Immobilienrendite AG geht man davon aus, dass die Preise nun nicht mehr stark steigen werden. In den letzten Monaten seien „viel zu hohe Preise“verlangt worden, nun sei es möglich, dass „realistischere Preise verlangt werden“, die Angebotspreise also fallen.
Ein wichtiger Faktor in der aktuellen Marktsituation ist die Kreditvergabe, seit August gelten ja strengere Vergabekriterien. Notwendig wurde das, weil die Immobilien in Österreich viel zu oft mit nur wenig Eigenkapital vergeben wurden. Kreditnehmerbezogene Maßnahmen seien daher notwendig geworden, wurden auch in der EU in vielen Ländern angepasst.
Die Leistbarkeit von Immobilien leidet damit aber weiter. Diese Leistbarkeit mit Überschuldung zu kompensieren könne laut Nationalbank aber auch nicht das Ziel sein. Das berge das Risiko der Überschuldung von Haushalten, erhöhe das Risiko für Banken durch Kreditausfälle, und auch für die Wirtschaft sei das schlecht, weil kaum freies Kapital mehr für Konsumausgaben blieben.
Klar ist: Für 2022 wird der Preisanstieg wegen eines starken ersten Halbjahres mit einem Plus von rund elf Prozent laut den Zahlen von Raiffeisen Research noch einmal zweistellig ausfallen. Es könnte, darin sind sich die Experten einig, für einige Zeit das letzte Jahr mit einem zweistelligen Plus sein.