Der Standard

(P)reise insUngewis­se

- Bettina Pfluger, Martin Putschögl, Bernadette Redl, Franziska Zoidl

Steigende Zinsen, strengere Kreditverg­aberegeln, hohe Preise – am Wohnimmobi­lienmarkt bahnt sich eine Zeitenwend­e an. Im dritten Quartal haben sich die Preise bereits eingebrems­t, nun beschäftig­t Wohnungssu­chende und Häuslbauer­innen die Frage, wie es weitergeht. Drei Szenarien zur Zukunft des Marktes.

1. Die Preise steigen weiter

Zinswende hin oder her, preislich ist „the sky the limit“: Das ist ein nicht ganz ausgeschlo­ssenes Szenario. Immerhin sind die Zeiten ungewiss wie nie, was für das Betongold immer schon von Vorteil war. Das hat man auch in der CoronaPand­emie gesehen, sagt der Ökonom Michael Klien vom Wifo: „Aufgrund der hohen Inflation und der Unsicherhe­it sind Immobilien immer noch ein werthaltig­es Investment.“Klien hält es daher für nicht ganz ausgeschlo­ssen, dass es 2023 wieder eine „leicht steigende“Entwicklun­g bei den Preisen geben wird.

Der Theorie können auch andere etwas abgewinnen. „Langfristi­g gesehen werden die Immobilien­preise weiter steigen“, denkt auch Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdor­fer. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt – und hier tut sich nach Ansicht von Expertinne­n und Experten auf beiden Seiten gerade sehr viel.

Das Angebot ist bei Remax in den vergangene­n vier Monaten „deutlich gestiegen“, sagt Reikersdor­fer – was aber auch daran liegt, dass sich die Vermarktun­gsdauer wesentlich verlängert hat, die Objekte bleiben also länger in der Datenbank. „Für manche Objekte wird es nur noch zwei oder drei Interessen­ten geben“, Preissteig­erungen wie in den vergangene­n beiden Jahren werde man deshalb nicht mehr sehen, ist sich Reikersdor­fer sicher.

Anderersei­ts mehren sich auch die Berichte, dass potenziell­e Verkäufer jetzt zuwarten, weil sich in ungewissen Zeiten niemand von einer Immobilie trennt, der oder die das nicht muss, oder eben auf eine baldige Fortsetzun­g des Aufwärtstr­ends hofft, der in Österreich immerhin nun schon seit 18 Jahren anhält.

Noch ein Indiz für ein Steigen der Preise: Die Baupreise sind weiterhin hoch und werden mit dem Ansteigen der Personalko­sten mit Jahreswech­sel noch einmal steigen, wie der Wohnbaufor­scher Wolfgang Amann betont. Und auch Baugrundst­ücke werden wohl nicht billiger werden, denn der Druck auf die Politik, der Verbauung und Zersiedelu­ng Österreich­s Einhalt zu gebieten, wird noch weiter steigen.

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