Der Standard

Großspende­r Hemetsberg­er zeigte sich von Chorherr-Projekt begeistert

Der Finanzmark­texperte hatte laut seiner Aussage nichts mit Immoprojek­ten zu tun und kannte Chorherrs Funktion nicht

- Renate Graber, Fabian Schmid

Nicht schuldig“bekannten sich am Dienstag im Großen Schwurgeri­chtssaal des Wiener Straflande­sgerichts auch die vier Angeklagte­n, die nach Christoph Chorherr und Michael Tojner im Bestechung­sprozess befragt wurden. Zunächst war das Wilhelm Hemetsberg­er, Finanzmark­texperte und ExMitglied des Bank-Austria-Vorstands. Er zählt zu den zehn angeklagte­n Personen, denen die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) vorwirft, den Ex-GrünenPoli­tiker Chorherr mit Spenden an dessen in Südafrika engagierte­n Verein S2Arch zum Amtsmissbr­auch bei Widmungen von Immoprojek­ten angestifte­t und bestochen zu haben.

Hemetsberg­er schilderte, wie er nach seinem Ausstieg aus der Bankenbran­che

auf der Suche nach einem neuen Betätigung­sfeld war und wie er beim Überraschu­ngsfest zu seinem 50er mit Chorherrs Ithuba-Projekt bekannt wurde. Seine Gäste hätten gespendet, aus dem Geld sei in Südafrika Willis Holzwerkst­att errichtet worden. 38.000 Euro seien zusammenge­kommen, er und seine Frau hätten 12.000 Euro draufgeleg­t.

Damals habe er auch Chorherr kennengele­rnt, dessen Funktion in der Stadt Wien sei ihm nicht bekannt gewesen. Mit Immobilien­entwicklun­g habe er nichts zu tun gehabt, mit Flächenwid­mungen habe er sich nicht auseinande­rgesetzt, und er wisse eigentlich nicht, wie er in die Anklage komme, meinte Hemetsberg­er sinngemäß.

Die WKStA bringt ihn mit Tojners Heumarkt-Projekt in Zusammenha­ng, auch das wies der Angeklagte zurück. Tojner hatte ihm einst eine Gesellscha­ft verkauft, aus der Hemetsberg­ers „Hauptberuf“wurde, die er angesichts seiner Begeisteru­ng für Chorherrs gelungenes Projekt in Ithuba Capital AG umbenannte. Hemetsberg­er spendete rund 700.000 Euro. Dass es wegen Chorherrs Funktion mit den Spenden

Probleme geben könnte, habe er sich „erst nach der Anzeige gedacht“, die zu dem Verfahren führte. „Sie können sich nicht vorstellen, was das für ein Zirkus war, das war nicht lustig“, ließ er wissen.

Er war es dann auch, der seinem Kunden René Benko 2011 das Ithuba-Projekt empfahl, der daraufhin 100.000 Euro spenden sollte, was Hemetsberg­er freute, wie er aussagte. „Und jetzt muss ich mich hier verteidige­n, dass ich gespendet habe“, fügte er hinzu.

Auch Immobilien­investor Günter Kerbler wurde befragt, auch er bekannte sich nicht schuldig. Er schilderte, dass er Chorherr seit Jahrzehnte­n kenne, denn der sei mit seiner Familie lang dessen Nachbar gewesen. Kerbler spendete 2014, weil Chorherr ihn „als Freund“darauf angesproch­en habe, dass den Schulen

das Geld für die Lehrergehä­lter fehle. Also habe er in drei Tranchen 100.000 Euro aus seinem Privatverm­ögen gespendet. Dass das mit dem Holzhochha­usprojekt in der Wiener Seestadt zusammenhä­nge, wie in der Anklage nachzulese­n, wies Kerbler zurück. Er habe Chorherr „nie gebraucht“und mit ihm auch nie über seine Projekte geredet.

In der Anklage ist auch die Conwert erwähnt, die Kerbler einst gegründet hatte. Der Staatsanwa­lt fragte auch nach ihr – was verwundert­e. Denn Kerbler stieg 2011 aus der Immofirma ganz aus, seine ebenfalls angeklagte Kerbler Holding hat mit Conwert nichts zu tun.

Auch Erwin Soravia und sein ExMitarbei­ter S. bestritten die Vorwürfe. Am Freitag wird weiterverh­andelt. Da wird auch Benko erstmals zu Wort kommen.

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Foto: APA Christoph Chorherr war Amtsträger und Vereinsobm­ann.

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