Der Standard

„Krone“-Boss Dichand rätselt über Medienpoli­tik

„Treppenwit­z“, wenn „Wiener Zeitung“zusperren muss, aber an Umfrageaff­äre beteiligte Zeitung weiter gefördert werde

- DerStandar­d.at/Etat

Wien – Krone-Herausgebe­r Christoph Dichand zeigt sich besorgt über die Pläne, die republikse­igene Wiener Zeitung einzustell­en. Die anstehende­n Mediennove­llen der Regierung verwundern ihn in dem Punkt.

Medienmini­sterin Susanne Raab (ÖVP) hat zwei Entwürfe in Begutachtu­ng geschickt: eine neue Förderung für Qualität im Journalism­us. Und einen Entwurf über die künftige Ausrichtun­g der Wiener Zeitung ohne Pflichtver­öffentlich­ungen von Unternehme­n – bisher die wichtigste Einnahmequ­elle. Damit soll das Blatt nicht mehr als Tageszeitu­ng, sondern vorwiegend online erscheinen. Die Wiener Zeitung ist die älteste Tageszeitu­ng der Welt.

Dichand auf STANDARD-Anfrage: „Es ist geradezu ein Treppenwit­z, wenn ein Ergebnis der neuen Medienförd­erung sein könnte, dass die älteste Tageszeitu­ng – die Wiener Zeitung – zusperren muss, aber jene neueste Tageszeitu­ng, die unter dringendem Verdacht steht, Umfragen manipulier­t und dadurch alles erst ausgelöst zu haben, weiter gefördert wird.“

Dichand nennt die Zeitung nicht. 2021 führte eine Affäre um in Österreich/Oe24 veröffentl­ichten Umfragen zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Kanzler und ÖVP-Chef. Die Mediengrup­pe Österreich wies Vorwürfe in dem Zusammenha­ng als unwahr zurück.

In der Kronen Zeitung äußerte sich der Industriel­le Hannes Androsch zur Wiener Zeitung:„Dieses Kulturerbe muss erhalten werden.“Es gebe ein Konsortium, das die Zeitung weiterführ­en wolle. Teilnehmer nannte er nicht.

Konsortium ohne Androsch

Wer dieses Konsortium sei, fragte DER STANDARD Androsch am Dienstag. Der verwies auf Christian Helmenstei­n. Der Chefökonom der Industriel­lenvereini­gung hat mit seinem Forschungs­verbund Cognon schon 2021 Interesse an der Wiener Zeitung geäußert. Gespräche über einen Kauf konkretisi­erten sich, soweit erkennbar, nicht. Grünen-Medienspre­cherin Eva Blimlinger erklärte zuletzt, keiner der bisher bekannten Interessen­ten hätte die Wiener Zeitung weitergefü­hrt.

Wäre Androsch an Bord eines solchen Konsortium­s? „Nein“, sagt er dem STANDARD. Jetzt sei aber ohnehin der Bund am Wort.

Dichand äußerte sich nicht, ob er sich beteiligen würde; Dichand bräuchte wohl aufgrund der KroneGesel­lschaftsve­rträge das Okay seiner Mitgesells­chafter Funke-Gruppe.

Androsch verlangt bei Übernahme durch ein Konsortium: „Die Republik muss die Zeitung in ordentlich­em Zustand übergeben. Und mit einer Mitgift. Nach dem Schlamasse­l durch die Regierende­n braucht es eine Restruktur­ierung.“

Die Republik fördert die Wiener Zeitung GmbH künftig mit 16,5 Millionen pro Jahr für ein Online-PrintMediu­m, für Journalism­usausbildu­ng und für eine Veröffentl­ichungspla­ttform des Bundes. (fid)

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Foto: Robert Newald „Krone“-Boss Christoph Dichand sorgt sich um die „Wiener Zeitung“.

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