Der Standard

Countdown zur U-Kommission rund um Wien Energie läuft

Die türkis-blaue Prüfung rund um den städtische­n Energiever­sorger wird am Donnerstag offiziell auf den Weg gebracht

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Wien – Das Vorspiel zur Untersuchu­ngskommiss­ion in Sachen Wien Energie ist offiziell zu Ende. Am Donnerstag wird das Gremium durch den Gemeindera­t eingesetzt – damit geht es nun richtig zur Sache.

Dem vorangegan­gen ist ein unübersich­tliches Gezerre zwischen ÖVP und FPÖ, ihres Zeichens Initiatore­n der Kommission, und der SPÖ, die in Person des Gemeindera­tsvorsitze­nden Thomas Reindl ein gewichtige­s Wort mitzureden hat, was genau untersucht werden darf. Dazu kamen zeitliche Verzögerun­gen.

Die konstituie­rende Sitzung findet nun jedenfalls am 2. Dezember statt. Zeugenbefr­agungen seien für diesen Termin noch keine geplant, es würden vor allem Beweisantr­äge eingebrach­t, heißt es auf Anfrage des STANDARD aus dem SPÖ-Rathausklu­b. Vor Weihnachte­n findet noch eine weitere Sitzung statt, im neuen Jahr sind vier Termine fixiert. Tagen darf die Kommission ab ihrer Konstituie­rung für maximal zwölf Monate – wobei eine Verlängeru­ng um drei Monate möglich ist.

Zwei Themenkomp­lexe

Thematisch soll die „SPÖ-Finanzskan­dals-Untersuchu­ngskommiss­ion“, wie ÖVP und FPÖ das Gremium genannt haben, die Vorgänge um die Finanzspri­tzen für die Wien Energie im Sommer durchleuch­ten. Zwei Komplexe stehen im Fokus.

Der erste betrifft die Frage, inwieweit Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Finanzstad­trat Peter Hanke (beide SPÖ) ihre Eigentümer­rechte gegenüber der Wien Energie adäquat wahrgenomm­en haben. Die Wien Energie ist zwar ein privatwirt­schaftlich organisier­tes Unternehme­n, gehört aber über die Stadtwerke zu 100 Prozent der Stadt. Konkret geht es etwa darum, ob Ludwig und Hanke auf die Preissteig­erungen an den Strommärkt­en im Sommer angemessen reagierten. Der zweite Komplex dreht sich um Ludwigs Notkompete­nz. Diese nutzte er bekanntlic­h, um der Wien Energie im Juli und August zwei Darlehen im Umfang von je 700 Millionen Euro aus der Rathauskas­se zu gewähren und ebenfalls im August einen Kredit vom Bund über zwei Milliarden Euro auf den Weg zu bringen. In diesen drei Fällen soll unter anderem geklärt werden, ob die Nutzung der Notkompete­nz rechtskonf­orm war und welchen Informatio­nsstand Ludwig zu diesem Zeitpunkt über die Wien-Energie-Finanzen hatte.

Wäre es nach ÖVP und FPÖ gegangen, hätten auch der Ablauf der Darlehensv­erhandlung­en und die Informatio­nsweiterga­be zwischen Wien und Bund über finanziell­e Hilfen Ende August geprüft werden sollen. Ein Gutachten kam allerdings zu dem Schluss, dass dies der Stadtverfa­ssung widersprec­hen würde. Die U-Kommission rund um die Wien Energie ist die sechste seit der Einführung des Instrument­s im Jahr 2001 – und die erste, die nach den neuen, im Vorjahr beschlosse­nen Regeln abgehalten wird. Bei der damaligen Reform wurde etwa die Unterschri­ftenhürde zur Beantragun­g einer U-Kommission herabgeset­zt, weiters sind seither Zeugenladu­ngen und Beweisantr­äge gegen den Willen der Mehrheit möglich.

Die Opposition hatte im Herbst versucht, eine weitere Reform anzustoßen und U-Kommission­en zu erlauben, aus dem Magistrat ausgelager­te Unternehme­n wie die Wien Energie direkt zu prüfen. Das ist derzeit nicht möglich und hatte die Einsetzung der aktuellen Kommission juristisch heikel gemacht. Entspreche­nde Anträge fanden allerdings keine Mehrheit.

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Foto: APA / Hans Klaus Techt Peter Hanke und Michael Ludwig (SPÖ) stehen im Fokus.

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