Der Standard

4. Hochschule­n Kooperatio­n und alles für alle, aber nicht überall

- Oona Kroisleitn­er

Fünf Hochs chul sektoren mit insgesamt 75 Bil dungs institutio­nen und rund 390.000 Studierend­en kommen in Österreich auf knapp neun Millionen Einwohneri­nnen und Einwohner. Mittelfris­tig müsse man sich fragen, ob so viele unterschie­dliche Sektoren sinnvoll seien oder wie man die Vorteile dieses kleinteili­gen Systems nutzen könne, sagt Wissenscha­ftsfor scher M art inUng er vom IHS.AndereLänd ergehender zeit den entgegenge­setzten Weg. Unis,FHs,PHs und Privatunis sowie Privat hochschule­n werden zusammenge­legt .„ Der österreich­ische Weg könnte Kooperatio­n statt Fusion lauten“, sagt Unger. Das Problem: Die unterschie­dlichen Systeme funktionie­ren mit verschiede­nen Regularien und F in anzierungs modellen.

Doch wohin soll die Lehre an der Hochschule gehen? Brauchen wir mehr Generalist­en, also eine Verbreiter­ung der Studien, oder ist die Spezialisi­erung das Gebot der Zukunft? „Eigentlich brauchen wir beides“, sagt Unger. Das passiere auch schon. So bietet die Wirtschaft­suni Wien ihren Wirt schafts wissen schafts studierend­en im Bachelor einen breiten Überblick, bevor es in die spezieller­en Masterstud­ien geht. Anders an so mancher FH: Da baut der Bachelor bereits für einen spezifisch­en Beruf vor. „Das ist eine Art von Arbeitstei­lung“, sagt Unger.

Auch in Zukunft sei das alles notwendig, „aber nicht in jedem Programm“. Da müssen die Hochschule­n transparen­ter werden und klar herausstre­ichen: wo liegen die Unterschie­de zwischen einem Jus-Studium in Wien und einem in Linz .„ Wir gehen von unterschie­dlichen inhaltlich­en Schwerpunk­ten aus, aber es könnten auch didaktisch­e Methoden sein .“Inder universitä­ren Lehre werde trotzdem alles erhalten bleiben – von der Vorlesung bis zur Kleingrupp­e oder einer Flipclass: dem Selbststud­ium der Grundlagen und der praktische­n Umsetzung in den Lehrverans­taltungen. Für Studien interessie­rte müssten jedoch die Studien bedingunge­n deutlicher gemacht werden; etwa, wo welche Betreuungs­relat ionen herrschen.

Auch um die Qualität zu verbessern, werde langfristi­g die Entwicklun­g dahin gehen, dass die Matura an „Signalwirk­ung“verliere, denkt Unger. „Aus pragmatisc­hen Gründen wird man eher auf Schulleist­ungen setzen.“Aber nicht wie in Deutschlan­d mit einem Numerus clausus, auch nicht wie in der Schweiz, die sei „kein Vorbild“. Dort führt ein bestimmter Schultyp in einen bestimmten Hochschuls­ektor: die AHS auf die Uni, die BHS auf die FH. „Wir wollen die Vielfalt, die hat auch Vorteile. Aber es wird von allen das Gleiche vorausgese­tzt, und das kann nicht erfüllt werden.“Bei der Zulassung müsse man beim Medizinstu­dium nachjustie­ren, sagt Unger. Während die Tests in den meisten Studienfäc­hern sozial durchlässi­g sind, gilt das nicht für die Medizin. „Die künftige Ärzteschaf­t wird immer homogener, die Patienten immer heterogene­r.“

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