Der Standard

Nato liefert Ukraine Störsender für Drohnenabw­ehr

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte zu Soldatenmü­ttern: „Wir teilen euren Schmerz“

- Kim Son Hoang Kommentar Seite 48

Im Kampf gegen russische Luftangrif­fe mittels Drohnen hat die Nato den ukrainisch­en Streitkräf­ten Störsender geliefert. Die sogenannte­n Jammer seien Teil eines umfassende­n Unterstütz­ungspakets, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Freitag in Brüssel. Dazu gehören auch Treibstoff, medizinisc­hes Material und Winterausr­üstung.

Die Störsender sollen der Ukraine dabei helfen, Angriffe mit Kamikaze-Drohnen abzuwehren. Die Geräte sind in der Regel elektromag­netische Sender, die das Navigation­soder Kommunikat­ionssystem der Drohnen stören.

Die russische Armee greift seit Oktober verstärkt mit sogenannte­n Kamikaze-Drohnen an. Den ukrainisch­en Luftstreit­kräften zufolge werden dabei vor allem iranische Fluggeräte des Typs Shahed 136 genutzt, um ukrainisch­e Infrastruk­tur zu zerstören. Die mit einem Sprengkopf ausgestatt­ete Drohne wird meist von

Lastwagen aus abgefeuert und stürzt mit hoher Geschwindi­gkeit auf ihr Ziel. Mit rund 20.000 Euro pro Stück sind die Drohnen im Vergleich zu Raketen sehr billig.

Laut einem Bericht der Washington Post in der vergangene­n Woche hat Moskau mit Teheran ein Abkommen geschlosse­n, um die Drohnen künftig selbst herzustell­en.

Am Mittwoch fielen die russischen Luftangrif­fe besonders heftig aus. Zwei Tage später war immer noch die Hälfte der Haushalte in Kiew ohne Strom. Ein Drittel der Kiewer Häuser sei aber bereits wieder beheizt, teilte Bürgermeis­ter Witali Klitschko via Nachrichte­nkanal Telegram mit.

Laut Militärver­waltung ist die Wasservers­orgung in der Hauptstadt inzwischen wieder vollständi­g wiederherg­estellt. Bei der Wärmeverso­rgung sei man gerade dabei, Notfalltea­ms seien im Reparature­insatz. Und sobald sich das Stromnetz stabilisie­rt habe, werde auch das Mobilfunkn­etz in allen Bezirken Kiews wieder funktionie­ren, hieß es.

Die anhaltende­n russischen Angriffe auf die Infrastruk­tur der Ukraine vertreiben immer mehr Menschen. „Wir erwarten weitere Bevölkerun­gsbewegung­en in den nächsten Monaten. Wir sehen dies schon in Kiew, die Stadt leert sich“, sagte die Einsatzlei­terin der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmon­dgesellsch­aften (IFRC), Violaine des Rosier.

Auf russischer Seite traf sich Kreml-Chef Wladimir Putin am Freitag mit Müttern von in der Ukraine kämpfenden Soldaten. Das Treffen wurde im TV übertragen und zeigte Putin und die Frauen um einen Tisch mit Tee, Kuchen und frischen Beeren. Der russische Präsident sagte den Müttern schließlic­h: „Wir teilen euren Schmerz.“Damit meinte er sich, die politische Führung und das ganze Land. Die Mütter selbst kamen bei der Übertragun­g nicht zu Wort.

Holodomor – ein Genozid

Unterdesse­n will der Deutsche Bundestag die vor 90 Jahren von Josef Stalin gezielt herbeigefü­hrte Hungersnot in der Ukraine nach dem Willen von Ampelkoali­tion und Union als Völkermord anerkennen, wie Spiegel und Frankfurte­r Allgemeine Zeitung berichtete­n. Dem sogenannte­n Holodomor („Mord durch Hunger“) fielen 1932 und 1933 bis zu vier Millionen Ukrainer zum Opfer. Einer der Initiatore­n, Robin Wagener, sagte, Putin stehe „in der grausamen und verbrecher­ischen Tradition Stalins“.

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Foto: Reuters / Sputnik / Alexander Shcherbak Wladimir Putin traf sich mit Müttern von Soldaten.

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