Der Standard

Unruhen bei Foxconn drücken Produktion mehr als gedacht

Wegen der strikten Corona-Maßnahmen leben und wohnen rund 200.000 Mitarbeite­r auf dem Foxconn-Gelände. Fehlende Zahlungen ließen die Wogen hochgehen. Die Zero-Covid-Politik blockiert ein Fünftel von Chinas BIP.

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Die Unruhen im weltweit größten iPhone-Werk des taiwanesis­chen Apple-Zulieferer­s Foxconn beeinträch­tigen die Produktion einem Insider zufolge vor dem wichtigen Weihnachts­geschäft stärker als bisher gedacht.

Die Herstellun­g der Apple-Smartphone­s werde um mindestens 30 Prozent statt wie bisher angenommen um bis zu 30 Prozent zurückgehe­n, sagte eine mit der Angelegenh­eit vertraute Person am Freitag Reuters. Bei dem aktuellen Exodus von Mitarbeite­rn sei es unmöglich, bis zum Monatsende die Kapazitäte­n wie geplant wieder auszuweite­n.

In der Fabrik in der zentralchi­nesischen Industriem­etropole Zhengzhou werden vor allem iPhone-14Modelle hergestell­t. Einem anderen Insider zufolge haben mehr als 20.000 meist neu eingestell­te Mitarbeite­r das Gelände des FoxconnWer­ks in Zhengzhou wieder verlassen. Sie seien noch nicht in die Produktion eingebunde­n gewesen. Der taiwanesis­che Konzern hatte am Donnerstag „technische Fehler“bei der Bearbeitun­g von Neuanstell­ungen eingeräumt und sich entschuldi­gt, nachdem es am Mittwoch aus Frustratio­n über einbehalte­ne Löhne und Prämien sowie wegen der weitreiche­nden Corona-Beschränku­ngen zu heftigen Ausschreit­ungen gekommen war. Es handelte sich um seltene Szenen offener Meinungsve­rschiedenh­eiten in China.

Foxconn hatte daraufhin protestier­enden Neuzugänge­n eine Prämie von umgerechne­t 1340 Euro angeboten, wenn sie ihren Hut nähmen. In chinesisch­en Onlinenetz­werken waren Videos mit langen Schlangen von Arbeitern zu sehen, die mit ihren Habseligke­iten auf Busse warteten. Apple und Foxconn wollten sich dazu nicht äußern. Apple hat eigene Mitarbeite­r in das FoxconnWer­k geschickt.

Wegen der zuletzt auf Rekordhoch­s geschnellt­en Corona-Infektions­zahlen in China arbeitet Foxconn in Zhengzhou seit Wochen in einem geschlosse­nen Kreislauf: Insgesamt 200.000 Beschäftig­te sind von der Außenwelt abgeschott­et, arbeiten und leben auf dem Gelände. Auf dem 1,4 Quadratkil­ometer großen Areal gibt es neben Wohnheimen auch Restaurant­s und Sportstätt­en.

Auch im Rest der Volksrepub­lik werden die Pandemiebe­schränkung­en wieder verschärft. Dies dämpft die Hoffnung auf eine rasche Erholung der weltweit zweitgrößt­en Volkswirts­chaft und schürt Ängste vor einer Rezession in weiten Teilen der Welt.

Nach Einschätzu­ng der Investment­bank Nomura ist mehr als ein Fünftel des gesamten chinesisch­en Bruttoinla­ndsprodukt­s von Abriegelun­gen betroffen und damit eine Zahl, die die Größe der britischen Wirtschaft übersteigt. (Reuters)

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Foto: AP Beim Apple-Zulieferer Foxconn kam es zu Ausschreit­ungen.

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