Der Standard

Wahrer Champion

Wie der Fußballer Neven Subotić nach Äthiopien und zu sich selbst fand.

- Fritz Neumann Fritz Neumann ist dem STANDARD-Sport seit 1994 verbunden und liest oft vor dem Schlafenge­hen. Wenn er nicht, wie gerade jetzt, vor dem Schlafenge­hen schreibt. Neven Subotić, „Alles geben“. € 22,– / 272 Seiten. Kiepenheue­r & Witsch, 2022

Just beim SCR Altach in Vorarlberg und in der österreich­ischen Bundesliga hat Neven Subotić vor nicht allzu langer Zeit seine Fußballerk­arriere beendet. Mag sein, dass schon das einiges über den gebürtigen Serben aussagt, der in Schömberg in BadenWürtt­emberg und in Salt Lake City in Utah aufgewachs­en ist. Dorthin war seine Familie gezogen, um der Abschiebun­g nach Bosnien-Herzegowin­a zu entgehen. Neven kehrte als Fußballer zurück, nach zwei Saisonen bei Mainz 05 übersiedel­te er mit Trainer Jürgen Klopp nach Dortmund, dort ging es so richtig dahin. Zwei Meistertit­el, ein Pokalsieg, ChampionsL­eague-Finalteiln­ahme

2013 (1:2 gegen Bayern).

Dazu schöne Frauen, schnelle Autos, schickes

Gewand – ein Leben, wie es erfolgreic­he Kicker Mitte zwanzig zu führen pflegen.

Was genau dazu führte, dass Neven

Subotić sein Leben umgestellt hat, er weiß es selbst nicht. „Es war ein langer Weg dahin.“

Beim Beschreibe­n des

Weges hat ihm die Autorin Sonja Hartwig geholfen. Zu Beginn war die Frage, was er mit dem Geld, das ihm am Ende des Jahres übrig blieb, anfangen sollte. Die Antwort war die Gründung einer Stiftung 2012, Subotić war erst 23 Jahre alt. Bald investiert­e er immer mehr Zeit und viel Geld in die Stiftung, deren Hauptzweck es ist, Menschen in Äthiopien Zugang zu sauberem Wasser zu ermögliche­n – sei es durch das Bohren von Brunnen, sei es durch die Errichtung von Sanitäranl­agen in Schulen.

In der Anfangszei­t der Stiftung zweifelte Subotić an sich selbst wie ein Fahrschüle­r vor der Führersche­inprüfung. „Da fragst du dich auch, ob du das schaffst, bis dir bewusst wird, welche Trottel schon alle einen Führersche­in haben. Dann denkst du, das wäre doch gelacht.“Aufenthalt­e in Äthiopien haben Subotić viel gelehrt. „Arm an Wasser zu sein bedeutet: jeden Tag mit dem Risiko zu leben, aus verdreckte­n Quellen zu trinken, sich mit einer lebensbedr­ohlichen Krankheit anzustecke­n.“Für Jürgen Klopp, der das Vorwort beigesteue­rt hat, ist Subotić „der außergewöh­nlichste Spieler, mit dem ich je zusammenge­arbeitet habe. Nicht fußballeri­sch, aber menschlich.“

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