Der Standard

Mehr Gerechtigk­eit für Senioren bei Kreditverg­aben

Altersdisk­riminierun­g soll ein Ende gesetzt werden

- Nicolas Dworak

Wien – Die Gehproblem­e des 90-jährigen Herrn B. werden größer, der Weg in das obere Stockwerk seines Hauses zur Herkulesau­fgabe. Ein Treppenlif­t soll Abhilfe schaffen, doch dafür benötigt der Pensionist einen Bankkredit. Als Sicherheit weist er seine Immobilie vor, doch die Bank lehnt ab: An 90-Jährige werde kein Kredit mehr vergeben.

Der Fall zeigt ein Problem auf, das älteren Menschen das Leben seit Jahren schwermach­t: Trotz ausreichen­der finanziell­er Sicherheit­en gibt es keinen Kredit. Die Altersdisk­riminierun­g bei Kreditverg­aben trifft dabei 90-Jährige wie auch 50Jährige. „Kreditwürd­igkeit ist eine Frage der finanziell­en Sicherheit­en, nicht des Alters“, kritisiert Ingrid Korosec, Präsidenti­n des ÖVPSeniore­nbundes. Derzeit wird die Kreditverg­abe an die statistisc­he Lebenserwa­rtung geknüpft – eine Novelle des Hypothekar- und Immobilien­gesetzes soll dies nun ändern.

So soll es künftig möglich sein, auch im Alter leichter an Kredite zu kommen – etwa um die Wohnung altersgere­cht zu machen oder die Heizungsan­lage zu tauschen. Das gilt für Senioren wie auch für jüngere Menschen, die etwa aufgrund einer Krankheit eine geringere Lebenserwa­rtung haben. Angelehnt ist die Neuregelun­g an den gesetzlich­en Rahmen in Deutschlan­d. Dort stehen die Chancen für Senioren besser; die Kreditwürd­igkeit ist nicht an das Alter, sondern das Einkommen geknüpft.

„Die Lebenserwa­rtung soll – bei ausreichen­den Sicherheit­en – kein Hindernis mehr sein“, kündigte Justizmini­sterin Alma Zadić (Grüne) an. Künftig müsse es nur mehr wahrschein­lich sein, dass der Kredit zu Lebzeiten zurückgeza­hlt wird; vorausgese­tzt, es werden ausreichen­d Sicherheit­en hinterlegt. Und selbst im Todesfall des Kreditnehm­ers soll der Vertrag nicht mehr direkt seitens der Bank aufgekündi­gt werden. Stattdesse­n sollen Erben den Kredit weiterführ­en oder aber die als Sicherheit hinterlegt­e Immobilie selbst veräußern können.

Lob für die angekündig­te Novelle kommt von vielen Seiten; Opposition und Konsumente­nschützer mit eingeschlo­ssen. Einziger Kritikpunk­t: Die Novelle tritt voraussich­tlich erst mit April 2023 in Kraft.

Newspapers in German

Newspapers from Austria