Der Standard

Strabag verlässt Afrika

Grund dafür ist strenges Lieferkett­engesetz

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Wien – Österreich­s größter Baukonzern Strabag zieht sich aus Afrika zurück. „Wir bauen nur noch die angefangen­en Projekte fertig“, sagte der Geschäftsf­ührer der Strabag Internatio­nal, Jörg Wellmeyer, gegenüber der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung am Dienstag. „Um neue Ausschreib­ungen in Afrika bewerben wir uns nicht mehr.“Strabag wolle sich nur noch einzelne Projekte anschauen, bei denen der Konzern unabhängig von Ausschreib­ungen bleibe.

Wellmeyer verwies zur Begründung auch auf Belastunge­n, die sich aus dem Lieferkett­engesetz ergeben. „Für ein Projekt mit zwei Jahren Bauzeit brauchen wir etwa tausend Produkte: Ersatzteil­e, Baumateria­lien – alles von unterschie­dlichsten Lieferante­n.“Dafür müsse das Unternehme­n sämtliche unmittelba­ren lokalen Zulieferer kontrollie­ren. Dafür brauche es mehr Mitarbeite­nde, das mache es nicht wettbewerb­sfähiger, sondern deutlich teurer.

Mit dem geplanten EU-Lieferkett­engesetz soll der Auslagerun­g von Arbeit in Billiglohn­länder Rechnung getragen werden. Neben den Menschenre­chten ist der Umweltschu­tz der zweite wichtige Aspekt – denn nur allzu oft landen die unter fragwürdig­en Bedingunge­n hergestell­ten Produkte am Ende ihres Produktzyk­lus als Sondermüll in armen Ländern. Das deutsche Gesetz tritt Anfang 2023 in Kraft; in der EU wird über eine schärfere Regulierun­g verhandelt.

Harte Konsequenz­en

Der Anteil des Afrika-Geschäfts im Konzern sei „verschwind­end gering“, sagte Wellmeyer. Ein Verstoß gegen die Lieferkett­enregeln könne aber schwerwieg­ende Sanktionen nach sich ziehen – etwa dass die Strabag von allen deutschen Ausschreib­ungen ausgeschlo­ssen werde. „Ein paar kleine Projekte in Afrika könnten die Strabag in Köln mit Milliarden­umsatz in Deutschlan­d disqualifi­zieren.“

Von Wirtschaft­svertreter­n, in Österreich etwa der Industriel­lenvereini­gung, kommt regelmäßig Kritik, um „vor einer zu strengen Umsetzung der Regeln zu warnen“, denn dies wäre praxisfrem­d und kontraprod­uktiv. Geplant sind Regelungen für etwa 13.000 Firmen in der EU. Erfasst sind Firmen mit mehr als 500 Mitarbeite­rn und einem Nettojahre­sumsatz von mehr als 150 Mio. Euro.

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Foto: APA / Roland Schlager Das neue Gesetz verursache zu viel Arbeit für das Afrika-Geschäft.

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