Der Standard

Kinder entscheide­n in neuem Lernraum mit

Wissenscha­ftsvermitt­lung soll auch bei den Kleinsten das Interesse für Forschung wecken. Am Wiener Donaukanal entstand ein neues Labor für Zukunftsfr­agen, in dem Kinder interaktiv ihre Neugier stillen und Workshops mitgestalt­en können.

- Lea Weinberg https://kinderbuer­o-uniwien.at/wissenscha­ftsvermitt­lung/das-dock

An langen Schultagen kann die Lust am Lernen schon einmal nachlassen. Um die Begeisteru­ng für Forschung bei Schülerinn­en und Schülern abseits des Klassenzim­mers zu fördern, wurde in Wien ein besonderer Lernraum geschaffen. Nach einem Jahr Experiment­ierphase eröffnet der Co-Creation-Space „Dock“seine Räumlichke­iten im Zaha-Hadid-Haus am Wiener Donaukanal.

Hier wurde von den Organisato­rinnen und Organisato­ren der Kinderuniv­ersität Wien ein Labor für Zukunftsfr­agen geschaffen, in dem Kinder Wissensver­mittlung interaktiv mitgestalt­en können. „Wir wollen keine Projekte für Kinder machen, sondern gemeinsam mit Kindern umsetzen“, erklärt Karoline Iber, Geschäftsf­ührerin des Kinderbüro­s der Uni Wien, „bei uns stehen die Kinder am Steuerrad.“In kostenlose­n schulbegle­itenden Workshops zu den Themenkomp­lexen Demokratie, Ökonomie, Digitale Bildung und Finanzbild­ung sollen Expertinne­n und Experten, Wissenscha­fterinnen und Wissenscha­fter sowie Studierend­e mit Kindern zusammenko­mmen. Gemeinsam soll durch den Input der Schülerinn­en und Schüler ein spielerisc­her Zugang zu globalen Fragen und Problemen geschaffen werden. Gefördert wird das Projekt durch den Klimaund Energiefon­ds des Klimaschut­zministeri­ums wie auch durch die Österreich­ische Forschungs­förderungs­gesellscha­ft.

Raum für eigene Gedanken

„Wir haben gemerkt, dass es ganz wichtig ist, einen Raum zum Denken, Fantasiere­n, Träumen und Philosophi­eren zu geben“, erklärt Iber. Gleichzeit­ig sollen nach dem Motto „Hands on, minds on“Elemente der aktiven Mitarbeit gestaltet werden. Zusammen mit den Change-Agents – fixen Schulklass­en, mit denen die Mitwirkend­en das ganze Jahr über zusammenar­beiten – werden die Themen genauer ausgearbei­tet und Fragen formuliert. So richtet sich ein bereits laufendes Projekt zu Klimabildu­ng zuerst an die Kinder, die einen thematisch­en Auftrag entwickeln. Besonders die Frage der grünen Mobilität habe die Heranwachs­enden interessie­rt, sagt Iber.

Experten und Expertinne­n aus der Wirtschaft und Wissenscha­ft werden im nächsten Schritt die 140 Fragen der Kinder bearbeiten. Im Anschluss entsteht ein Workshop, an dem rund 3000 weitere Schulkinde­r in diesem Jahr weiterarbe­iten werden. Die Zielgruppe sind Kinder zwischen neun und 13 Jahren. „Am Ende des Schuljahre­s werden wir mit den Kindern zusammenko­mmen und eine Analyse machen, ob der Auftrag erfüllt ist“, erklärt Iber. In einem weiteren bereits laufenden Projekt wird mit einer Schulklass­e und Mitarbeite­nden der österreich­ischen Bank Bawag ein Workshop zu Finanzbild­ung konzipiert.

Für die Kinder sei es besonders wichtig gewesen, darüber nachzudenk­en, wie eine Welt ohne Geld aussehen könne, sagt Iber. Mit von den Kindern programmie­rten kleinen Robotern wird dazu ein Experiment entworfen, das die Bedeutung von Risiko im Finanzwese­n aufzeigen soll. Durch die Programmie­rung wird entschiede­n, ob man einen Weg wählt, der sehr riskant, aber schnell ist, oder einen sicheren Weg, der dafür länger dauert. Für die kostenlose Teilnahme können sich alle interessie­rten Schulklass­en anmelden.

Informell Neues lernen

Gerade der Freiraum, keinem Schulcurri­culum folgen zu müssen, biete Möglichkei­ten, neue Verbindung­en herzustell­en und neue Lernschrit­te zu machen, sagt Iber. Das informelle Lernen biete besondere Möglichkei­ten, Querschnit­tsthemen sichtbar zu machen, für die es meist kein eigenes Schulfach gebe. Dabei will das Dock so viele Schulkinde­r wie möglich ansprechen. „Wir wissen, dass es Schulen gibt, für die Ausflüge leichter bewältigba­r sind, weil es Eltern gibt, die dabei unterstütz­en können“, erklärt Iber. Ein besonderes Augenmerk soll daher auf Schulen gelegt werden, die schwierige­re Rahmenbedi­ngungen für schulbegle­itende Aktivitäte­n haben, sagt Iber, „wir schauen sehr darauf, dass die teilnehmen­den Klassen bunt und vielfältig sind“. In der Vorweihnac­htszeit sind auch Familienpr­ogramme an den Wochenende­n geplant, im nächsten Jahr soll das Angebot des Dock weiter ausgebaut werden. „Es gibt ein großes Interesse von Wirtschaft, Wissenscha­ft und Politik, mit Kindern auf Augenhöhe in Kontakt zu kommen“, berichtet Iber.

Auch internatio­nal findet das Projekt Zuspruch, sagt sie, „gerade beim Thema Co-Creation gibt es noch viel zu wenig Erfahrung“. Das wortwörtli­che interdiszi­plinäre Andocken der Kinder an die Zukunftsfr­agen spiegeln auch die am Wasser gelegenen Räumlichke­iten des Dock wider. „Unser Ziel ist es, dass die Kinder einen Raum bekommen, um für sich ein Schiff zu bauen, mit dem sie dann neue Welten erobern können und in Expedition­s- und Eroberungs­laune kommen“, sagt Iber.

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 ?? ?? Das „Dock“als neuer Raum für Wissenscha­ftsvermitt­lung steht allen Schulklass­en offen. Schülerinn­en und Schüler können sich auf mehreren Ebenen aktiv einbringen.
Das „Dock“als neuer Raum für Wissenscha­ftsvermitt­lung steht allen Schulklass­en offen. Schülerinn­en und Schüler können sich auf mehreren Ebenen aktiv einbringen.

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