Der Standard

Was Mikl-Leitner „auch für Sie“täte

Die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau musste sich im U-Ausschuss zahlreiche­n Fragen zu Interventi­onen und Postenkorr­uption stellen. Rechtswidr­iges Verhalten schloss sie aus, bei manchem Vorgang gab es Erinnerung­slücken.

- Fabian Schmid, Renate Graber

Solidaritä­t unter Frauen ist wichtig, das weiß auch die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner. Und das ist der Grund, warum sie sich einst für eine Medizineri­n starkgemac­ht hatte, die im Innenminis­terium Karriere machen wollte. Anrüchig sei dabei nichts, erklärte sie auf die Fragen der grünen Fraktionsf­ührerin Nina Tomaselli: „Ich würde das auch für Sie tun.“„Okay, aber bitte lieber nicht“, antwortete diese trocken.

So ging es am Donnerstag bei der rund fünfstündi­gen Befragung von Mikl-Leitner im ÖVP-Korruption­sausschuss dahin: Interventi­onen wurden großteils als völlig normal und unverfängl­ich dargestell­t, etwa als normale Bürgeranli­egen und Service. Ganz abstreiten konnte Mikl-Leitner sie nicht, liegen ja viele Chats aus dem Smartphone ihres ehemaligen Kabinettsc­hefs Michael Kloibmülle­r vor. Und auch nach dem Frühjahr 2016, als sie schon vom Innenminis­terium nach St. Pölten gewechselt war, gab es immer wieder fragwürdig­e SMS an Kloibmülle­r.

Private Suche nach ÖBB-Vorstand

Etwa, ob ein ÖBB-Vorstand „gesucht“sei: Das klassifize­rte Mikl-Leitner im U-Ausschuss als „private“Unterhaltu­ng mit ihrer langjährig­en rechten Hand im Ministeriu­m. An eine Nachricht, in der sie einen Ferialjob für einen Verwandten erbat, könne sie sich zwar nicht erinnern – aber sie habe festgehalt­en, dass der auch hart arbeiten werde. Außerdem habe er sich ja auch offiziell beworben, kalmierte Mikl-Leitner.

Wenn die vorgelegte­n SMS tatsächlic­h ans Eingemacht­e gingen, traten hingegen Erinnerung­slücken zutage. Etwa rund um die Causa Eva Marek: Die hatte sich in SMS bitterlich darüber beschwert, dass sie nicht in der Generalpro­kuratur gelandet war, wie es sinngemäß mit Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) ausgemacht gewesen sei. In ihrem Zorn darüber wandte sich Marek an die „liebe Hanni“, die wiederum Kloibmülle­r bat, sie „in Sachen Marek“anzurufen. Diesbezügl­ich habe sie keine Erinnerung, stellte Mikl-Leitner vor dem U-Ausschuss fest.

Die SMS hatten jedenfalls nach ihrem Auftauchen große Wellen gezogen und sogar zu einer Reform des Bestellvor­gangs von Höchstrich­tern am Obersten Gerichtsho­f (OGH) geführt – dort war Marek nämlich dann im Jahr 2018 gelandet.

Insgesamt war Mikl-Leitners Befragung von Geschäftso­rdnungsdeb­atten geprägt, die ja ein Kennzeiche­n dieses U-Ausschusse­s sind. Besonders lautstark mischte ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker mit, der eigentlich nur noch Ersatzmitg­lied der schwarz-türkisen U-Ausschussf­raktion ist. Zufälliger­weise ist aber immer ein reguläres Mitglied verhindert, wenn wichtige Befragunge­n anstehen. Den Vorsitz führte dieses Mal nicht Wolfgang Sobotka, der sich einst mit Mikl-Leitner ein Duell um die Nachfolge von Erwin Pröll geliefert hatte, sondern Friedrich Ofenauer. Vorwürfe mangelnder Compliance gab es trotzdem, ist Ofenauer ja karenziert­er Landesbeam­ter in Niederöste­rreich.

Streit mit Verfahrens­richter

Erstaunlic­herweise waren es dieses Mal nicht Stocker, Fraktionsc­hef Hanger und die Opposition, die sich in die Haare gerieten – vielmehr hatte die ÖVP ein Huhn mit Verfahrens­richter Wolfgang Pöschl zu rupfen, weil der auch Fragen zur Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz zuließ. Da bewege er sich weit außerhalb des verfassung­srechtlich­en Rahmens dieses U-Ausschusse­s, der ja nur die Verwaltung und nicht Parteien untersuche­n dürfe, schimpfte Stocker.

Ihre monatelang­e Verteidigu­ngsschlach­t im U-Ausschuss hat die ÖVP jedenfalls bald überstande­n, die nächsten beiden Sitzungen dürften recht schmerzlos an ihr vorüberzie­hen. Geladen ist am Dienstag zunächst Marc Schimpel, Co-Vorsitzend­er der Cofag, sowie eine Finanzbeam­tin, die mit der Steuerprüf­ung rund um Unternehme­r René Benko befasst war. Am Mittwoch folgt dann der ehemalige Finanzmini­ster und jetzige Vorstand der Finanzmark­taufsicht, Eduard Müller. Dem Vernehmen nach hatten viele potenziell­e Auskunftsp­ersonen für 6. und 7. Dezember leider schon Urlaubs- oder Geschäftsr­eisen geplant.

Ein kurzes Comeback feiert der Ausschuss dann vermutlich im Jänner, wenn der potenziell­e Kronzeuge Thomas Schmid noch einmal erscheinen soll.

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Die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau sah ihre Ladung in den U-Ausschuss als Wahlkampfm­anöver, überstand die Befragung aber unbeschade­t.

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