Der Standard

Gangster oder Pechvogel?

- Natascha Ickert dst.at/TV-Tagebuch

Es gibt Lebensgesc­hichten, die sind nicht zu fassen. Die von Donald Stellwag ist so eine. Sie hat Blockbuste­rpotenzial: neun Jahre unschuldig im Gefängnis, Gehirntumo­r, Drogen, eine Rapperband­e, Banküberfa­ll, Goldraub, Medienstar und Unmengen Geld. Immer steht die Frage im Raum: Ist er Täter oder Opfer?

Der Schauplatz ist ausnahmswe­ise nicht Amerika, sondern Bayern. Im Bett liegend malt er im fränkische­n Dialekt sein Leben nach. Aufstehen kann er kaum mehr. Er ist schwerkran­k. Aber er ist gut drauf und höchst charismati­sch.

DOKUMENTAT­ION „BIG MÄCK“AUF NETFLIX

Auch wenn der erste Teil etwas langatmig ist, so nimmt der Film im zweiten Teil gewaltig an Fahrt auf. Fabienne Hurst und Andreas Spinrath wählen eine Erzählmeth­ode, die viel Spannung erzeugt, aber kritisierb­ar ist. Sie stilisiere­n Donald Stellwag erst als Opfer, um ihn dann zu demontiere­n und als Gangster darzustell­en. Das ist heikel. Denn die Meinung der Zuschauend­en – gerade bei echten Lebensgesc­hichten– so stark zu lenken wird der Person eventuell nicht gerecht.

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