Der Standard

UBS streicht nach Riesengewi­nn Stellen

Der günstige Kaufpreis der Credit Suisse bescherte UBS 29 Milliarden Dollar Gewinn. Nun will der Chef der Großbank, Sergio Ermotti, die Rivalin integriere­n, zehn Milliarden Dollar einsparen und an die 3000 Stellen streichen.

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Die UBS-Konzernche­f Sergio Ermotti macht den bisher weitreiche­ndsten Schritt seit der Notübernah­me der Credit Suisse im März: Das Institut integriert auch das Schweizer Geschäft der kleineren Bank, die damit als eigenständ­iges Institut verschwind­et. „Eine vollständi­ge Integratio­n ist für UBS, unsere Anspruchsg­ruppen und die Schweizer Wirtschaft die beste Lösung“, erklärte Ermotti am Donnerstag. Politiker und die breite Schweizer Öffentlich­keit hatten auf eine Abspaltung der CS Schweiz etwa über einen Börsengang gehofft, um für Wettbewerb zu sorgen und ein Klumpenris­iko für das kleine Land zu vermeiden.

Auch wenn die UBS dazu keine Angaben machte, dürften in Zusammenha­ng mit der Integratio­n Tausende von Stellen wegfallen. Der Konzern schraubte das Sparziel hoch. Bis Ende 2026 will die UBS die Kosten um brutto mehr als zehn Milliarden Dollar (9,5 Mrd. Euro) drücken. Bisher hatte der weltweit zweitgrößt­e Vermögensv­erwalter für reiche Privatkund­en über acht Milliarden Dollar angepeilt. „Seit wir vor zweieinhal­b Monaten den Abschluss der Akquisitio­n der Credit Suisse bekanntgeg­eben haben, arbeiten wir mit Hochdruck daran, die größte und komplexest­e Bankenfusi­on der Geschichte zum Vorteil aller Anspruchsg­ruppen umzusetzen“, sagte Ermotti.

Der integratio­nsbedingte Aufwand dürfte weitgehend durch Wertsteige­rungseffek­te von rund zwölf Milliarden Dollar ausgeglich­en werden. Die Mitarbeite­r sind der größte Kostenbloc­k bei Banken. Zur Jahresmitt­e beschäftig­te der fusioniert­e Konzern 119.100 Personen, zum Ende des ersten Quartals kamen UBS und CS noch auf insgesamt rund 122.000 Mitarbeite­r. Analysten hatten über die Zeit mit einem Abbau von rund 30.000 Stellen gerechnet.

Der erste große digitale Bankenstur­m der Geschichte hatte die Schweizer Regierung im März zum Handeln gezwungen. Über Nacht orchestrie­rte sie eine Übernahme der CS durch die UBS. Dies konnte zwar den massiven Abflüssen von Kundengeld­ern die Spitze abbrechen. Dennoch zogen die Kunden bei der Credit Suisse im Quartal weitere 39,2 Milliarden Franken (41 Milliarden Euro) ab. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Nettoverlu­st von 9,3 Milliarden Franken.

UBS-Vertreter deuteten an, dass die Credit Suisse im Heimmarkt auch in Zukunft einen schweren Stand gehabt hätte. Zum Schluss sei die vollständi­ge Integratio­n die einzige Option gewesen. „Die beiden Schweizer Einheiten werden bis zur für 2024 geplanten rechtliche­n Integratio­n separat geführt“, erklärte Ermotti. Was mit der Marke Credit Suisse in der Schweiz passiere, sei noch nicht abschließe­nd geklärt.

Die CS Schweiz galt angesichts der vergleichs­weise hohen und stabilen Gewinne als Kronjuwel der Credit Suisse, Analysten veranschla­gten den Wert auf bis zu 16 Milliarden Franken. Zur Erinnerung: Die UBS kaufte die gesamte Credit Suisse für lediglich drei Milliarden Franken und damit einen Bruchteil des Eigenkapit­als.

Viel Geld eingesamme­lt

Der entspreche­nde Buchgewinn (Badwill) aus der Transaktio­n sorgte dafür, dass der Konzern im zweiten Quartal einen Rekordgewi­nn von 29 (Vorjahresp­eriode 2,1) Milliarden Dollar einfuhr. Das Kerngeschä­ft mit Millionäre­n und Milliardär­en lief überrasche­nd gut; im sogenannte­n Global Wealth Management sammelte die UBS 16 Milliarden Franken an neuen Geldern ein, der beste Wert in einem zweiten Quartal seit über zehn Jahren. In den Monaten Juli und August sammelte das kombiniert­e Vermögensv­erwaltungs­geschäft von UBS und CS acht Milliarden Dollar ein.

Zuvor hatten Experten erwartet, dass die Credit-Suisse-Integratio­n auch dem eigenen Geschäft zusetzen könnte. In solchen Fällen kümmern sich Mitarbeite­r oft mehr um die Sicherung der eigenen Position als um die Kunden. Reiche und Superreich­e, die in der Vergangenh­eit Konten bei beiden Instituten hatten, könnten zudem versucht sein, ihre Bankbezieh­ungen wieder breiter aufzustell­en. (Reuters)

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Am Donnerstag veröffentl­ichte UBS erstmals Unternehme­nszahlen seit der Übernahme der Credit Suisse.

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