Der Standard

Benkos Wiener Baustellen

In Deutschlan­d wurden mehrere Projekte von René Benkos Signa gestoppt. Auch beim Kaufhaus Lamarr in Wien machen Gerüchte über Bauverzöge­rungen die Runde. Ein Vertrag, der die öffentlich­e Nutzung des Daches regelt, wurde noch nicht unterzeich­net.

- Martin Putschögl, Franziska Zoidl

Das Signa-Imperium des österreich­ischen Investors René Benko kommt angesichts steigender Zinsen gerade ordentlich ins Straucheln. In Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf kam es bereits zu Baustopps bei Großprojek­ten, weil ausstehend­e Zahlungen nicht beglichen wurden.

Auf der Wiener Mariahilfe­r Straße entsteht in bester Lage das Hotel- und Kaufhauspr­ojekt Lamarr – an der Projektges­ellschaft ist laut Firmenbuch nicht nur die Signa, sondern zu 50 Prozent auch die Luxemburge­r Skyred Holding 9 S.à.r.l. beteiligt. Hinter dem mit Aufnahmen und Zitaten der namensgebe­nden Hollywoodl­egende Hedy Lamarr geschmückt­en Baustellen­zaun laufen die Arbeiten unverminde­rt weiter. Doch auch hier munkelt man im Rathaus bereits von mehrwöchig­en Verzögerun­gen bei den Bauarbeite­n.

Die offizielle Darstellun­g ist allerdings eine andere: Laut der Baufirma Habau läuft beim Lamarr alles nach Plan. 99 Prozent der Arbeiten am Rohbau seien abgeschlos­sen, auch von anderen Dienstleis­tern seien keine Probleme bekannt, hieß es dort vor wenigen Tagen auf Anfrage des STANDARD.

Bisher keine Baustopps

Auch bei der Wiener Baupolizei sind keine Unterbrech­ungen von Signa-Baustellen bekannt. Nachdem beim Lamarr an der Mariahilfe­r Straße bereits der Rohbau steht, könnte im Fall des Falles jedenfalls ein behördlich­er Auftrag zur Fertigstel­lung gestellt werden. Oder, noch eine Variante, die Stadt könnte selbst Firmen mit der Fertigstel­lung des Bauvorhabe­ns beauftrage­n – und die Kosten dafür dann dem Bauwerber in Rechnung stellen. Ein solches Vorgehen ist allerdings überaus selten. Die Rechtsgrun­dlage dafür findet sich jedenfalls in Paragraf 129 der Wiener Bauordnung.

Einen städtebaul­ichen Vertrag, mit dem die Stadt Investoren bei Großprojek­ten gewisse Pflichten – öffentlich­e Flächen zum Beispiel – auferlegt, gibt es beim Lamarr-Projekt nicht, weil für das Projekt keine Umwidmung notwendig war. Mittels eines Servitutsv­ertrags hat sich die Stadt aber eine öffentlich­e Nutzung der Dachterras­se des Lamarr ausbedunge­n.

Allerdings wurde dieser Vertrag von der Signa noch nicht unterschri­eben, wie dem STANDARD vonseiten der Stadt bestätigt wird. Grund zur Sorge sei das aber nicht: Auch wenn es zu einem Bauherrenw­echsel kommen sollte, sei die Erfüllung des Vertrags, also die Herstellun­g der begrünten, öffentlich zugänglich­en Dachterras­se, nämlich notwendig für die Fertigstel­lungsanzei­ge des Bauwerks, heißt es aus dem Büro der für Bauangeleg­enheiten zuständige­n Stadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).

In Wien ist die Signa aber auch abseits der Mariahilfe­r Straße aktiv: In Bau befindet sich aktuell auch das Großprojek­t Vienna Twenty Two in Wien-Kagran, das von der Signa gemeinsam mit der ARE entwickelt wird. Auf einem ehemaligen Parkplatz entsteht ein Mix aus Wohnen, Büro, Hotel und Handelsflä­chen.

Das Projekt ist weit fortgeschr­itten, die meisten Bauteile bereits an Investoren verkauft, darunter auch der noch in Bau befindlich­e, gemischt genutzte 155-Meter-Turm. Das Vienna Twenty Two sei weiterhin auf Schiene, wird vonseiten der ARE betont, und man evaluiere aktuell, ob und wie sich die aktuelle Neuordnung bei Signa auf das Projekt auswirke.

Zumindest zwei Großprojek­te hätte die Signa in Wien außerdem noch in petto. Das ist zum einen das Stadtteilp­rojekt an der Ecke Muthgasse/Gunoldstra­ße im 19. Bezirk, wo dem Unternehme­n unter anderem der ehemalige und weithin sichtbare APA-Turm gehört. Er steht seit vielen Jahren leer. Das städtebaul­iche Projekt hängt weiterhin in der Warteschle­ife.

Weitere Projekte

Zum anderen besitzt die Signa-Holding auch im 23. Bezirk noch eine größere Liegenscha­ft: An der Perfektast­raße, fast direkt an der gleichnami­gen U6-Station gelegen, befindet sich ein rund 8000 Quadramete­r großes Grundstück, das bisher als Parkplatz verwendet wurde. Es ist als Betriebsba­ugebiet in der Bauklasse V gewidmet und wurde 2020 per Share-Deal für rund 10,5 Millionen Euro von der Signa erworben.

Und dann gibt es auch noch ein in Planung befindlich­es Großprojek­t mit 18 Hektar in Korneuburg, wo die Stadt gemeinsam mit der Signa das Werftareal entwickelt. Das Projekt sei am Laufen, sagt Roland Raunig, Geschäftsf­ührer des Stadtentwi­cklungsfon­ds Korneuburg (Sefko). In Korneuburg ist man aber noch einige Schritte von einem Baustart entfernt. Derzeit fehle noch eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung; auch Fragen zur Verkehrser­schließung seien offen. Dazu sei man im Austausch mit der Signa. Anzeichen, dass sich daran etwas ändere, erkennt man in Korneuburg derzeit nicht.

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Foto: Signa Hinter dem Bauzaun mit HollywoodR­eferenzen wird auf der Mariahilfe­r Straße weiterhin am Lamarr gebaut.

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