Der Standard

Politische­r Schlagabta­usch über Integratio­nspolitik

Kritik an Doskozil, der seinerseit­s austeilt

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Wien – FPÖ-Chef Herbert Kickl übte am Dienstag scharfe Kritik an den Aussagen des burgenländ­ischen Landeshaup­tmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ), der seinerseit­s die falsche Migrations­politik für den Anstieg des Antisemiti­smus verantwort­lich gemacht hatte. „Wenn Doskozil die Zunahme des Antisemiti­smus beklagt, dann kommt das de facto einer Selbstankl­age gleich. ÖVP und SPÖ haben 2015 eine Politik der offenen Grenzen betrieben. Die antisemiti­schen Kundgebung­en von heute sind das Ergebnis der ungezügelt­en Einwanderu­ngspolitik“, behauptete Kickl. In seinen Augen sei Doskozil selbst ein „Willkommen­sklatscher“.

ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker macht in der Debatte „SPÖGrabenk­ämpfe“fest. Die Risse innerhalb der Sozialdemo­kratie würden Tag für Tag offensicht­licher. „Andreas Babler treibt seine Partei in die politische Bedeutungs­losigkeit“, sagte Stocker mit Verweis auf die unterschie­dlichen Linien Doskozils und Bablers in Sachen Migration. Auch die SPÖ-Chefs von Wien, Michael Ludwig, und Tirol, Georg Dornauer, würden „der marxistisc­hen Politik“Bablers immer wieder eine deutliche Absage erteilen.

„Falsche Politik“

Doskozil hatte erklärt, er halte die aktuell vor allem in von der ÖVP regierten Bundesländ­ern geführte Diskussion über einen Wertekodex für Asylwerber für „angebracht“. Der Anstieg antisemiti­scher Straftaten nach der Eskalation im Nahen Osten sei zum Gutteil „Ausfluss einer falschen Migrations­politik und einer falschen Integratio­nspolitik“. Bei der Integratio­n sieht Doskozil Bund, aber auch Länder in der Pflicht.

Zur Lösung des „Migrations­problems“brauche es Verfahrens­zentren außerhalb der Europäisch­en Union, warb er für sein mit Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser für die SPÖ entwickelt­es Modell. Repressive Maßnahmen wie schärfere Grenzkontr­ollen seien keine Lösung, das Verfahrens­system müsse umgestellt werden, so Doskozil beim Business-Talk der Beratungsa­gentur C3.

Die Vorarlberg­er ÖVP hatte vergangene Woche einen „Vorarlberg­Kodex“präsentier­t, den Migranten und Flüchtling­e unterschre­iben müssten und der sie unter anderem zu gemeinnütz­iger Arbeit verpflicht­et. Auch in Tirol denkt man in diese Richtung. Er sei „offen für den Vorstoß“aus Vorarlberg, erklärte Landeshaup­tmann Anton Mattle (ÖVP). Schließlic­h seien „Sprache und Beschäftig­ung der Schlüssel für eine gelungene Integratio­n.“Ähnliche Töne kamen auch aus den anderen VP-geführten Ländern. (red)

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