Hass gegen Juden und Muslime
Es gibt mehr Anfeindungen und Rassismus, seit die Hamas Israel überfallen hat
Wien – Der Nahostkonflikt führt auch in Österreich zu Hass und Diskriminierung. Die Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus meldet einen massiven Anstieg von antimuslimischem Rassismus, seit die Hamas am 7. Oktober Israel überfallen hat. So nahm die Dokustelle seit Oktober mehr Fälle auf als insgesamt von Jänner bis September dieses Jahres.
„Besonders häufig ereignen sich Angriffe auf sichtbare Musliminnen, zum Beispiel indem sie aufgefordert werden, dorthin zurückzukehren, ,wo sie hergekommen seien‘“, heißt es in einer Stellungnahme der Dokustelle.
Wohnhäuser beschmiert
Die Stelle berichtet, dass Wohnanlagen und muslimische Einrichtungen beschmiert worden seien, unter anderem mit dem Aufruf, Musliminnen und Muslime zu ermorden. Lehrer hätten explizit muslimische Schüler dazu aufgefordert, sich von der Hamas zu distanzieren. Auf Social Media würden Muslime mit Gewaltbereitschaft und Terrorismus gleichgesetzt. Außerdem würden auf Facebook und anderen sozialen Medien Muslime allein für den Antisemitismus in Österreich verantwortlich gemacht.
Kritik an Politik
Die Dokustelle kritisiert, Politiker würden generalisierende Aussagen über Muslime machen. In den Medien würden Generalverdächtigungen gegenüber Musliminnen und Muslimen normalisiert.
Die Dokustelle appelliert an alle, gesellschaftlicher Spaltung und jeder Form von Diskriminierung entgegenzuwirken. Ganz besonders spricht sie Personen an, die sich gegen Diskriminierung und für Menschenrechte einsetzen.
Bei der Dokustelle können Betroffene und Zeugen antimuslimischen Rassismus melden. Die Fälle werden nicht an die Polizei weitergeleitet. Außerdem bietet die Stelle rechtliche psychosoziale Beratung an. Die Arbeit wird von ehrenamtlichem Engagement und Fördermitteln getragen. Letztere kommen unter anderem von der Stadt Wien und der Europäischen Union.
Regierung im Gespräch
Im Zuge des Nahostkonfliktes ist es in den vergangenen Wochen auch zu zahlreichen antisemitischen Übergriffen gekommen. So kam es unter anderem zu einem Brandanschlag auf die Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs.
Die Regierung hat am vergangenen Montag mit Vertretern der anerkannten Glaubensgemeinschaften in Österreich über die Auswirkungen des Nahostkonflikts gesprochen. Die Vertreter der Religionsgemeinschaften betonten, dass Religion immer etwas Verbindendes und nichts Spaltendes sei und besonders nicht für Hetze und Gewaltaufrufe missbraucht werden dürfe. Sie waren sich einig, dass gewalttätige Konflikte nicht auf Österreichs Straßen ausgetragen werden dürften. Die Regierung betonte die Wichtigkeit eines solchen Dialogs. Dieser solle auch in Zukunft gelebt werden, da er für einen friedvollen Zusammenhalt in der Gesellschaft essenziell sei.
Angesichts der verschärften Lage vereinbarte die Israelitische Kultusgemeinde mit dem Innenministerium „weitere sichtbare wie nicht sichtbare Maßnahmen“zum Schutz, wie dieses in einer Aussendung bekanntgab. Zudem sollen verstärkt technische Hilfsmittel zum Schutz jüdischer Einrichtungen und neuralgischer Orte des jüdischen Lebens eingesetzt werden, heißt es. (miwu)