Der Standard

Sanierer mit Härte und Herz

- Noah May

René Benko ist für Arndt Geiwitz kein Unbekannte­r. Als Benkos deutscher Warenhausk­onzern Galeria kurz nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof 2020 das erste Mal Insolvenz anmeldete, wurde der angesehene Finanzexpe­rte als Insolvenzv­erwalter geholt. Die beiden standen in engem Kontakt, der Österreich­er fand in dem hochgewach­senen, stillen Schwaben einen Fürspreche­r. Ohne Benkos Einsatz sähe die Lage im Konzern noch schlimmer aus, sagte Geiwitz. Es ging dabei um Filialschl­ießungen und Jobabbau im großen Stil – die Kernaufgab­e eines Sanierers.

Als solcher hat sich Geiwitz in Deutschlan­d einen Namen gemacht. Er begleitete die Megapleite des Drogerieri­esen Schlecker, war Insolvenzv­erwalter des Baukonzern­s Walter oder des Weltbild-Verlags. Hart in der Sache, aber fair – Geiwitz eilt der Ruf des Kümmerers voraus, als einer, der auch auf die Menschen schaut. „Herr Geiwitz ist ein Mensch mit einer sehr hohen sozialen und moralische­n Verantwort­ung, so wie man es heutzutage nicht mehr häufig antrifft“, erzählte die ehemalige Betriebsra­tsvorsitze­nde von Schlecker der Süddeutsch­en Zeitung. Geiwitz’ viele „schlaflose Nächte“, über die er berichtete, endeten für die Beschäftig­ten trotzdem mit einem Albtraum: Sie alle verloren ihren Job.

Nun steht der studierte Betriebswi­rt, der sich zum Wirtschaft­sprüfer und Steuerbera­ter weiterbild­ete, vor seiner nächsten großen Aufgabe. Als eine Art Generalbev­ollmächtig­ter, ausgestatt­et mit den Stimmrecht­en Benkos und dem Vertrauen der Investoren, soll er die SignaGrupp­e retten. Jetzt arbeitet er sich durch die Bücher des Immobilien­konzerns, wohl rund um die Uhr, wie er es bei Großprojek­ten zu tun pflegt.

Zum Entspannen verbringt der 54-Jährige Zeit mit der Familie oder geht im Wald oder am Ufer des Bodensees spazieren.

Etwas weiter nördlich, in Ulm, wurde er im Jahr der ersten Mondlandun­g in die Familie eines Schuhhändl­ers geboren. Er besuchte das Elitegymna­sium Schloss Salem und war eigentlich für die Führung des familienei­genen Schuhhande­ls vorgesehen. Doch Geiwitz entschied sich für ein BWL-Studium und eine andere Laufbahn.

Das Gespräch mit seinem Vater sei eines der schwierigs­ten seines Lebens gewesen, erzählte er der FAZ. Die Gespräche bei der Signa dürften nicht einfacher werden. Ob Benko dann noch so gut auf ihn zu sprechen sein wird, weiß niemand.

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Foto: APA/AFP/Kienzle Arndt Geiwitz soll die Führung von René Benkos Signa-Gruppe übernehmen.

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