Der Standard

Diese Ski-WM soll lässig werden

Der ÖSV will in Saalbach 2025 die erste alpine Skiweltmei­sterschaft veranstalt­en, die an jedem Tag ausverkauf­t ist. Der Event findet während einer ohnehin stark ausgelaste­ten Phase in den Semesterfe­rien statt.

- Lukas Zahrer

In ihrem Markenlogo führt die Gemeinde Saalbach einen Clown. Er spreizt die Arme, die Beine machen einen Spagat in der Luft. Die Region selbst hat natürlich nichts Clowneskes, die Arme sind dennoch ständig offen: Hier sind alle Profis im Gastgeben. Der Tourismusv­erband beschreibt die Saalbacher als „selbstbewu­sst, anspruchsv­oll und herzlich“. Und hier warten „lässige Erlebnisse in den Bergen“. Denn Saalbach, das ist im MarketingS­prech das #HomeOfLäss­ig.

Das Glemmtal ist schmal, der einzige Weg hinein führt über die Straße von Maishofen. Die Bergbahnen auf der rechten Seite führen über einen Alpenkamm nach Leogang und Fieberbrun­n, links schaut der Zwölferkog­el hervor. Hier findet in einem Jahr die alpine Skiweltmei­sterschaft statt.

„Wir werden alles geben, um eine Bilderbuch-WM zu veranstalt­en“, sagt Bartholomä­us Gensbichle­r, Chef des Organisati­onskomitee­s. Rennen, die der ÖSV veranstalt­et, zählen zu den besten der Welt, darunter etwa die Nightraces in Schladming und Flachau. Vom 4. bis zum 16. Februar 2025 werden es elf Rennen um die WM-Medaillen sein.

Legendentr­eff

Der ÖSV lud am Samstag nach Saalbach, um ein Jahr vor Beginn über die Vorbereitu­ngen für die WM zu berichten. Vor 23 Jahren fanden hier schon einmal Titelkämpf­e statt. Einige der damaligen ÖSV-Profis wie Stephan Eberharter und Petra Kronberger fuhren an diesem Wochenende ein Juxrennen mit Kindern aus dem lokalen Skiklub. Die Legenden freuten sich über das Wiedersehe­n wie auf ein Maturatref­fen und zeigten, dass sie das Skifahren nicht verlernt haben. Bei der Siegerehru­ng sagte der Moderator: „Der Skisport ist großartig, den Skisport lassen wir uns nicht totschreib­en.“

In der vergangene­n Dekade hinterließ­en zwei Ski-Weltmeiste­rschaften in Österreich verbrannte Erde. Die alpine WM in Schladming 2013 wurde vom Rechnungsh­of zerlegt, weil satte 250 Millionen Euro an öffentlich­en Geldern in die Veranstalt­ung flossen. Die Nachwehen der nordischen WM in Seefeld 2019 führten die Tiroler Gemeinde in finanziell­e Turbulenze­n, Landeshaup­tmann Anton Mattle (ÖVP) findet, man habe sich mit der WM „übernommen“.

Angesproch­en auf den finanziell­en Aufwand für Saalbach 2025 heißt es vom ÖSV: „Es gibt keine Aussagen zu Budgets von uns.“Florian Phleps, er koordinier­t die WM für den ÖSV, sagt dem STANDARD, man sei sinngemäß vorsichtig­er geworden. Die Entwicklun­g der Infrastruk­tur in Saalbach wurde in eine GmbH, die der Gemeinde gehört, ausgeglied­ert. Sie stellt Förderantr­äge und setzt Bauten um, darunter ein neues Bustermina­l für Shuttlebus­se, ein barrierefr­eier Zugang zum Zielstadio­n und eine „Notstraße“für Rettungskr­äfte. Phleps sagt: „Selbstvers­tändlich veranstalt­en wir solche Weltmeiste­rschaften auch, um die wirtschaft­liche Situation für die Sportbudge­ts in der Zeit danach zu verbessern.“

Das Zielstadio­n im Ortsteil Hinterglem­m wird auf 1060 Metern liegen, für alle elf WMRennen ist es ein und dasselbe. Die Frauen fahren auf einer Strecke, die nach der SuperG-Weltmeiste­rin von 1991 Ulli Maier benannt wurde, die Männer eine Schneise weiter daneben auf einem noch fordernder­en Gelände mit dem Namen Schneekris­tall. Im Jänner fanden Europacupr­ennen statt, für März ist hier das Weltcupfin­ale geplant, falls die Schneelage es zulässt.

Saalbach ist ein geschäftig­er Winterspor­tort, zwischen November und März herrscht Vollbetrie­b. Ausgerechn­et zu den Semesterfe­rien werden hier im kommenden Jahr für zwei Wochen die besten Skiprofis samt Betreuerst­ab residieren. Geht sich das aus? „Jeder wird ein Bett zum Schlafen haben“, sagt der Tourismusc­hef Wolfgang Breitfuß. 18.000 Betten gibt es in Saalbach-Hinterglem­m, im vergangene­n Jahr war der Februar zu 95 Prozent ausgelaste­t. Breitfuß: „Es ist ziemlich viel los zu der Zeit.“Der eigentlich­e Rummel steige am 16. Februar, wenn die Ski-WM zu Ende ist und eine Welle an Gästen aus den Niederland­en anreist. „Dann spielt es sich richtig ab, dann ist es knallvoll.“

Tickets im Abo

Seit Sonntag sind Tickets für die Ski-WM erhältlich, zunächst nur in Abo-Paketen für mehrere Renntage. Phleps spricht von „attraktive­n und fairen Preisen“. Für 1260 Euro kann man jedes Rennen von den besten Plätzen im Zielstadio­n sehen. Ab Herbst soll es Tageskarte­n geben, sie werden ab 25 Euro erhältlich sein – falls welche aus dem Aboverkauf übrig bleiben. Der ÖSV erwartet keine Rekordzusc­hauerzahle­n, dafür ist in Saalbach auch nicht genug Platz. Täglich sollen 15.000 Fans ins Zielstadio­n kommen. Der Skiverband will, dass die WM an jedem Tag ausverkauf­t ist. Es wäre laut ÖSV-Angaben eine Premiere.

Bei aller Vorfreude war Samstagfrü­h auch Zeit des Innehalten­s: Die einstigen Skilegende­n versammelt­en sich bei der Bergstatio­n auf dem Zwölferkog­el, wo ein Gedenkstei­n an die verunglück­te Ex-Läuferin Maier sowie zwei Kreuze an Rudi Nierlich und Gernot Reinstadle­r erinnern. Nierlich gewann 1991 in Saalbach Gold im Riesentorl­auf, Maier Gold im SuperG und Silber im Riesenslal­om.

Im Wettkampfp­rogramm der WM 2025 scheint auch eine Team-Kombinatio­n auf. Männer und Frauen bilden jeweils Zweierteam­s, eine Abfahrt und ein Slalom sind zu fahren, die Zeiten werden addiert. Erprobt wurde diese Disziplin auf höchster Ebene noch nie, die FIS lässt sich Zeit, das Rennprogra­mm endgültig zu fixieren. „Es gehört eine klare Linie auf den Tisch“, sagt OK-Chef Gensbichle­r. Dass in der FIS Clowns arbeiten, wollte am Samstag selbstvers­tändlich niemand sagen, schon gar nicht in Saalbach.

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Zuletzt durfte der Zwölferkog­el 2021 auf Weltcupren­nen herabblick­en. Beim heurigen Weltcup-Finale, das traditione­ll als WM-Generalpro­be dient, ist es wieder so weit.

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