Der Standard

Impft auch die Spätzünder

- Antonia Rauth

Jugendstaa­tssekretär­in Claudia Plakolm (ÖVP) wirbt aktuell in großem Stil für die HPV-Impfung. Diese schützt vor Erkrankung­en, die humane Papillomvi­ren verursache­n. Dazu zählen Krebsarten wie Gebärmutte­rhalskrebs, aber auch Geschlecht­skrankheit­en. Obwohl die Impfung in Schulen angeboten wird und bis zum Alter von 21 kostenlos ist, wird sie nur verhalten angenommen. Weniger als 40 Prozent der 15bis 20-Jährigen hatten 2022 einen vollständi­gen Impfschutz. Plakolm feiert zwar, dass im Vorjahr doppelt so viele das Impfangebo­t nutzten, betont aber selbst, dass da noch was geht. Sie plant deshalb eine große Aufklärung­skampagne.

Um die Durchimpfu­ngsquote bei HPV zu erhöhen, gäbe es aber ein noch einfachere­s Rezept: Das Gesundheit­sministeri­um empfiehlt die HPV-Impfung bis zum 30. Lebensjahr. Kostenlos ist sie allerdings nur bis 21. Bei Kosten von etwa 650 Euro ist Geld aber für viele der entscheide­nde Faktor bei der Frage, ob sie sich impfen lassen. Und die Krux ist: Die Impfung wird erst seit 2014 in Schulen angeboten. Menschen Mitte zwanzig hatten also noch gar nicht die Möglichkei­t, diese kostenlos in Anspruch zu nehmen. Dazu kommt, dass das Bewusstsei­n für HPV in Zusammenha­ng mit dem Sexuallebe­n steht. Obwohl oft darüber berichtet wird, wie viel früher junge Leute ihr sexuelles Erwachen erleben, liegt das Durchschni­ttsalter für das erste Mal bei 16 Jahren. Zu dem Zeitpunkt ist das Impfangebo­t an Schulen für viele schon vorbei.

Der Verein „HPV-Impfung jetzt!“hat deshalb mehr als 37.000 Unterschri­ften für eine kostenlose Impfung bis 30 gesammelt und versucht mit Kampagnen, das zu erreichen, was nun auch Plakolm vorhat. Statt deren Aktivismus zu kopieren, sollte sie lieber in der Regierung und ihrer Partei für eine Erhöhung des Alters bei der Kostenerst­attung werben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria