Der Standard

30 Beschuldig­te und ein Nervengift

Nach der Festnahme von Egisto Ott kam es zu einer Flut an Informatio­nen

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Am Montag eine Pressekonf­erenz der Neos, am Dienstag eine der ÖVP, dazwischen Wortmeldun­gen von FPÖ-Chef Herbert Kickl: Kaum ein Tag vergeht, an dem sich die Politik nicht zur Spionageaf­färe um Egisto Ott zu Wort meldet. Nachdem die Causa jahrelang im Stillen vor sich hin dümpelte und es kaum möglich war, an Informatio­nen zu gelangen, kommt es derzeit zu einer wahren Flut.

Die kommen über zwei unterschie­dliche Wege zustande: Erstens hat die Festnahme von Egisto Ott kurz vor Ostern die Causa wieder ins Scheinwerf­erlicht gerückt, eine Vielzahl an neuen Informatio­nen lässt sich aus jüngsten Ermittlung­sakten generieren. Zweitens gehen viele ältere Dokumente an den von der ÖVP eingesetzt­en U-Ausschuss zu rot-blauem Machtmissb­rauch. Diese werden dann neu präsentier­t und verwertet, obwohl sie teilweise schon seit Jahren bekannt sind: etwa der Fund eines Schlagring­s beim blauen Ex-Abgeordnet­en Hans Jörg Jenewein oder eine angebliche Preisliste für geheime Informatio­nen von Egisto Ott.

Die Ermittlung­en gegen den mutmaßlich­en Spion sind in mehrere Stränge aufgeteilt, es soll zeitweise bis zu dreißig Beschuldig­te gegeben haben. Da geht es etwa um Informatio­nsweiterga­be an die FPÖ; um wohl illegale Abfragen bis hin zu russischer Spionage oder auch um Otts Rolle rund um das sogenannte BVT-Konvolut, das 2018 eine Razzia im Verfassung­sschutz ausgelöst hat. Ein weiterer Strang ist die Herausgabe geheimer Dokumente zum russischen Nervengift Nowitschok, die über den damaligen Generalsek­retär im Außenminis­terium Johannes Peterlik erfolgt sein soll. Drei Kisten soll der Originalak­t bei der Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien derzeit füllen – ein Ende der vielen Ermittlung­en ist aber noch nicht abzusehen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsv­ermutung.

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Der U-Ausschuss nimmt die Causa Ott ins Visier und befragte dazu zuletzt unter anderem FPÖ-Chef Herbert Kickl.

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