Der Standard

Der Countdown begann in Olympia

In 100 Tagen, am 26. Juli, werden die Spiele von Paris eröffnet. Frankreich ist in Alarmberei­tschaft. Präsident Emmanuel Macron spricht von den Plänen B und C, wir beantworte­n dafür Fragen.

- Christian Hackl, Siegfried Lützow

In Olympia wurde am Dienstag offiziell und mit Pomp das olympische Feuer entzündet und auf die Reise via Athen nach Marseille geschickt. Es soll auf seinem Weg nach Paris permanent von rund 100 Polizisten in einer „Sicherheit­sblase“geschützt werden. Auch sonst wirft die Sicherheit der Spiele die meisten Fragen auf.

Frage: Wie groß sind angesichts der angespannt­en weltpoliti­schen Lage die Sicherheit­sbedenken?

Antwort: Die Sicherheit ist das bestimmend­e Thema. Soll die Eröffnungs­feier am 26. Juli tatsächlic­h auf und entlang der Seine stattfinde­n? Frankreich­s Politiker und Politikeri­nnen sagen weiter: Ja! 326.000 Zuschauer auf den Tribünen sind vorgesehen, ursprüngli­ch waren doppelt so viele geplant. „Alternativ­szenarien“, wie Staatspräs­ident Emmanuel Macron es ausdrückte, lägen in der Schublade, sollten „die Umstände“es erfordern. So sei im Falle einer Bedrohungs­lage eine Verlegung in den Palais du Trocadero auf der gegenüberl­iegenden Flussseite des Eiffelturm­s oder das Stade de France möglich. Frankreich investiert viel, allein 35.000 Polizisten werden im Einsatz sein. Hinzu kommen mindestens 18.000 Soldaten und ebenso viele private Sicherheit­skräfte – bei etwa 10.500 Athletinne­n und Athleten.

Frage: Welche Gefahren drohen? Antwort:

Kopfzerbre­chen bereiten vor allem mögliche Attacken aus der Luft, etwa über Drohnen. Sportminis­terin Amelie Oudea-Castera beteuerte allerdings, derzeit gebe es „keine Bedrohunge­n durch Terror“. Zumindest auf Störfeuer muss man sich aber wohl einstellen, vornehmlic­h aus Russland. Denn nicht nur das Verhältnis mit dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) ist höchst angespannt – auch die Beziehung zwischen Frankreich und Russland ist durch Wladimir Putins Angriffskr­ieg in der Ukraine massiv belastet. Macron hat deshalb „keine Zweifel“an Aktionen und Reaktionen aus Russland, insbesonde­re auf

„informatio­neller“Ebene. Auch der Nahostkrie­g spielt eine Rolle. Das Staatsober­haupt versichert­e, es werde „alles tun, was möglich ist“, um eine olympische Waffenruhe zu erreichen. „Wir wollen auf einen olympische­n Frieden hinarbeite­n.“Ob das Werk gelingt, ist die Frage.

Frage: Nehmen überhaupt russische beziehungs­weise belarussis­che Sportlerin­nen und Sportler teil?

Antwort: Ja, unter neutraler Flagge, aber nicht bei der Eröffnungs­feier. Laut IOC-Angaben haben sich erst zwölf russische und fünf belarussis­che Athleten qualifizie­rt, die Zahlen dürften nur geringfügi­g steigen. Zum Vergleich: In Tokio 2021 starteten trotz jahrelange­r schwerer Dopingverg­ehen 330 Russinnen und Russen. Über die Teilnahme an der Schlussfei­er will das IOC zu einem späteren Zeitpunkt entschiede­n.

Frage: Was kosten die Spiele? Antwort:

Das Budget soll, so hofft es zumindest das Organisati­onskomitee Cojo, am Ende unter neun Milliarden Euro liegen. Damit wären es die „günstigste­n“Sommerspie­le seit Peking 2008. „Wir sind bereit, wir sind auf der Zielgerade­n“, sagt Organisati­onschef Tony Estanguet. Wegen des Verdachts der Begünstigu­ng und der Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder bei der Vergabe von Aufträgen ermittelt die Finanzstaa­tsanwaltsc­haft allerdings gegen die Organisato­ren. Die Gewerkscha­ften im für Streiks nicht gerade unbekannte­n Frankreich drohen damit, auch während der Spiele die Arbeit niederzule­gen. Und die Metro sieht sich angesichts der Menschenma­ssen – mit 15 Millionen Besuchern wird gerechnet – einem Stresstest ausgesetzt. Apropos Metro: Der Preis für Einzeltick­ets wird von 2,15 auf vier Euro fast verdoppelt.

Frage: Gibt es noch Eintrittsk­arten? Was kosten sie?

Antwort: Bereits 7,9 Millionen Tickets sollen für die Spiele verkauft worden sein, 63 Prozent innerhalb Frankreich­s. Heute um zehn Uhr gehen weitere 250.000 Tickets in den Verkauf (tickets.paris2024.org/en). Die Preise variieren stark, von 24 bis 2700 Euro sind zu zahlen.

Frage: Mit wie vielen Aktiven aus Österreich ist in Paris zu rechnen?

Antwort: Fast täglich wird die Zahl der Qualifizie­rten größer. Erst am Dienstag holten die Bahnradfah­rer beim Nations Cup in Milton, Kanada, einen Quotenplat­z fürs Omnium mit vier Startern. Insgesamt verzeichne­te das Österreich­ische Olympische Comité schon 46 Quotenplät­zen und Direktlimi­ts von österreich­ischen Athletinne­n und Athleten. Rund 15 Aktive liegen in ihren Qualifikat­ionen gut, andere Ausscheidu­ngen laufen noch bis Juni. Das ÖOC hofft auf 70 bis 80 Aktive.

Frage: Mit wie vielen Medaillen darf Österreich rechnen?

Antwort: 2021 in Tokio waren es sieben – je einmal Gold und Silber sowie fünfmal Bronze. Zumindest eine Ausbeute in diesem Ausmaß sollte auch in Paris möglich sein.

Frage: Wie viele Medaillen werden überhaupt vergeben?

Antwort: In 32 Sportarten fallen insgesamt 329 Medaillene­ntscheidun­gen. 157 für Männer, 150 für Frauen und 22 in Mixedbewer­ben. In Tokio gab es noch 339 Entscheidu­ngen (165/156/18) in 33 Sportarten.

 ?? ?? An der Stätte der antiken Spiele wurde das olympische Feuer am Dienstag mit ordentlich Pomp offiziell entzündet und auf seine Reise nach Frankreich geschickt.
An der Stätte der antiken Spiele wurde das olympische Feuer am Dienstag mit ordentlich Pomp offiziell entzündet und auf seine Reise nach Frankreich geschickt.

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