Fünf Jahre nach dem Tod hat David Lama eine Ruhestätte mit Ausblick
Die Eltern des tödlich verunglückten Bergsteigers setzten die Asche am Fox Peak „inmitten der nepalesischen Bergwelt“bei
Sie waren auf dem Gipfel. Daran gibt es keinen Zweifel. Vor fünf Jahren hatten die beiden Tiroler Extrembergsteiger David Lama und Hansjörg Auer sowie der USAmerikaner Jess Roskelley den 3295 Meter hohen Howse Peak in den kanadischen Rocky Mountains über eine schwierige Route an der Ostseite bestiegen. Weniger als sieben Stunden hatte das Trio für den Aufstieg über die King Line benötigt. Die Details ließen sich dank der mitgeführten Smartphones gut rekonstruieren.
Beim Abstieg über die Ostwand löste sich eine Lawine. Fünf Tage später wurden die Leichen der drei Alpinisten mit Hilfe von Lawinenhunden gefunden. Sie hatten keine Chance gehabt.
Entsetzen in der Szene
Der Tod der Bergsteiger hatte nicht nur in der Alpinistenszene Bestürzung ausgelöst. „Es ist schwer zu verstehen, dass so gute Leute am Berg umkommen. Sie gehörten zu den Besten der Welt“, sagte die Tiroler Bergsteigerlegende Peter Habeler im Gespräch mit dem STANDARD. Lama hatte sich 2018 mit der Erstbesteigung des Lunag Ri zwischen Nepal und Tibet ein Denkmal gesetzt. Die spektakulären Bilder auf dem Gipfelsporn des 6895 Meter hohen Berges gingen in die Klettergeschichte ein.
Auer wiederum bewältigte 2007 den „Weg durch den Fisch“an der Marmolata-Südwand in Italien. Schwierigkeitsgrad 7b+, 1200 Meter lang. Er ging die Tour in den Dolomiten als erster Mensch „free solo“, also ohne Seilsicherung. Nichts für schwache Nerven.
Roskelley aus Spokane, US-Bundesstaat Washington, hatte sich 2003 im Alter von 20 Jahren zum jüngsten US-Amerikaner auf dem Mount Everest gemacht und widmete sich anschließend dem Klettern in Eis und Fels.
Zum fünften Todestag der Alpinisten gewähren die Eltern von David Lama erstmals Einblick in dessen letzte Ruhestätte in Nepal. Im Frühjahr 2022 hatte sich eine zehnköpfige Gruppe bestehend aus Lamas engstem Umfeld auf den Weg gemacht, um einen Teil von Lamas Asche auf dem Gipfel des knapp 5800 Meter hohen Fox Peak beizusetzen.
„Wir haben vom Basislager aus mit dem Fernglas verfolgt, wie Davids Freunde am Gipfel des Fox Peak einen Chörten, eine Art nepalesischer Schrein, errichtet und dort einen Teil seiner Asche beigesetzt haben“, fasst Mutter Claudia Lama die Eindrücke der Reise in einer Aussendung zusammen.
Besonderer Platz
„Wir haben bewusst den nördlichsten Teil des Solu Khumbu an der Grenze zu Tibet gewählt, da er fern der überlaufenen Treks liegt und David deshalb so gefallen hat. Es tut gut, zu wissen, dass ein Teil von David für immer an so einem besonderen Platz inmitten der nepalesischen Bergwelt sein wird“, fügt Rinzi Lama hinzu.
Der Vater von David Lama war in der Nähe aufgewachsen und konnte einst durch ein Stipendium von Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary als einziges Kind seiner nepalesischen Familie eine Schule besuchen.
Blick aufs Traumziel
David Lama hatte den Fox Peak wiederholt zur Akklimatisierung bestiegen. Von hier sah er auf den Lunag Ri, Ziel der alpinistischen Träume. „Man hat nur hundert Prozent vom Leben, die muss man aufteilen“, sagte der Innsbrucker 2018 vor der Erstbesteigung der äußerst eindrucksvollen Felsklippe zum
STANDARD.
„Der Gipfel war ein Moment des Glücks“, sagte er nach seiner Rückkehr, „dort kann man für einen kurzen Augenblick loslassen.“