Emotionale Suche nach den Eltern
Filmemacher Johannes Middelbeck begleitet Max, Elisa, Daniela und Philip bei ihrer mutigen Suche nach der eigenen Identität. Die vier Folgen sind in der ARD-Mediathek zu sehen.
Was bedeutet es, seine Eltern oder einen Elternteil nicht zu kennen? Wie geht man um mit diesem Unwissen, wie oder wer der eigene Vater, die eigene Mutter war? Und wie mit diesem Gefühl der Ablehnung und des Nicht-gewollt-Werdens, wenn man als Kind zur Adoption freigegeben wurde oder sich der Vater verabschiedet und sich nie wieder um einen gekümmert hat?
Reise in die Vergangenheit
In My Roots – Die Suche meines Lebens, zu sehen in der ARD-Mediathek, machen sich vier ganz unterschiedliche Menschen auf die Suche nach ihren unbekannten Vätern und Müttern. Und somit auch auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.
Ein Jahr lang hat Filmemacher Johannes Middelbeck die Protagonisten Max, Elisa, Daniela und Philip bei ihrer Suche mit der Kamera begleitet, die immer mehr zu einer nach der eigenen Identität wird.
Mutig und sehr reflektiert sprechen sie in der vierteiligen Dokureihe über ihr Gefühl der Ablehnung, über das fehlende Puzzlestück in ihrem Leben. Middelbeck stellt die richtigen Fragen, die Erzählungen gehen nahe, geraten dabei aber nie voyeuristisch.
Schwierige Wahrheit
Max haderte lange, „ich hatte Schiss vor der Wahrheit“, sagt er einmal. „Ich habe mir die Neugier so lange abgeklemmt, weil ich das Gefühl hatte: Da ist jemand, der mich nicht will.“30 Jahre lange hat er seinen Vater Ulrich nicht gesehen, seine Mutter hat nicht viel erzählt.
Ulrich verließ die Familie, als Max zweieinhalb Jahre war. Middelbeck ist beim ersten Treffen der beiden mit der Kamera dabei, lässt auch Vater Ulrich zu Wort kommen, ebenso wie Max’ Verlobte und die Mutter seines Sohnes, die die Initialzündung für die Suche gegeben hat. „Das Glück, das ich gerade empfinde, ist ein großer Teil Gewissheit, dass ich ihm wichtig war“, sagt Max danach.
Elisa ist in Kolumbien geboren und wurde von einem deutschen Paar adoptiert, gemeinsam mit Regisseur Middelbeck macht sie sich in Bogotá auf die Suche nach ihrer Mutter.
Die einzige Information über ihre Mutter ist ein Name in der Geburtsurkunde. „Ich habe mich entschieden, meine Mutter zu suchen, damit ich das fehlende Puzzle zusammenbauen kann in meinem Leben. Ich glaube, wenn das da ist, dass diese innerliche Unruhe ein Ende hat“, sagt sie. Ihre Adoptiveltern sind besorgt, haben Angst, dass Elisa enttäuscht wird, „wenn sich das nicht erfüllt, was sie sich erhofft“, sagt die Adoptivmutter.
Fragen ohne Antworten
Wer ist dieser Mann, was habe ich von ihm, fragt sich Philip, sein Vater habe sich nie für ihn interessiert, er hatte bereits eine Familie mit zwei Kindern. Auch Philip hat zwei Kinder, „ich würde nie auf die Idee kommen, mit meinen Kindern so umzugehen, wie mein Vater mit mir umgegangen ist“, sagt er, und er hadert. Er will Antworten auf seine Fragen: Wie ist es, kein Interesse am eigenen Kind zu haben? Bei den Recherchen erfährt er, dass sein Vater nach Mexiko ausgewandert ist, Halbgeschwister gibt es auch.
Das Gefühl der Leere
„Es ist eine Leere in mir, die ich gerne füllen möchte“, beschreibt Daniela ihr Gefühl, warum sie nach ihrer leiblichen Mutter sucht, „sie hat ja auch etwas zu tun mit meinem Leben.“Auch sie wurde als Baby adoptiert, jetzt bekommt sie Einsicht in die Akten beim Jugendamt.
Gegenüber ihren Adoptiveltern habe sie immer das Gefühl gehabt, sie müsse beweisen, dass sie es auch wert gewesen sei, „dass sie mir viel geben, und ich muss dafür etwas leisten“. So wollte sie etwa in der Schule immer die Beste sein. Danielas Suche nach ihrer leiblichen Mutter war jedenfalls erfolgreich. Sie lebt schon lange auf Gran Canaria.
Am Ende bleibt das schöne Gefühl, dass diese Suche für alle nicht nur wichtig, sondern auch richtig war, auch wenn sie nicht für alle erfolgreich war.
„Ich dachte die ganze Zeit, das ist die Suche nach einer Person“, sagt Elisa, „am Ende ist es aber vielleicht die Suche nach mir.“